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Grundsätzliches

Die Nagezähne von Mäusen dienen ihnen als Werkzeuge. Sie befinden sich daher ausserhalb des eigentlichen Mundraumes, der beim Nagen durch die insgesamt vier im Diastema liegenden, mit Muskeln verbundenen Hautlappen (obere und untere Inflexa pellita) dicht verschlossen wird.


Etwas "versehentlich" zu verschlucken ist für Mäuse mechanisch unmöglich! 


Selbst wenn die Maus Ungenießbares zu spät erkennen sollte und es schon tief in den Mundraum gelangt ist, nutzt sie diese kräftigen, mit Mikrovibrissen besetzten Hautlappen, um es nachträglich wieder feinsäuberlich "rauszubürsten" (bei der Medikamentengabe unbedingt zu beachten!).

 

Mit Hilfe der Mikrovibrissen werden zu harte oder/und scharfkantige Kleinteile bzw. Nahrungsbestandteile allerdings schon zuvor erkannt und garnicht erst aufgenommen.

 


 

 

Plastik / Kunststoff

 

In manchen (insbesondere „tierschutzorientierten“) Kreisen der Farbmaushaltung gilt Plastik als für Nagetiere vollkommen ungeeignet bis lebensgefährlich, es hätte daher in deren Nähe nichts verloren.

 

Worin die todbringende Gefahr nun genau bestehen soll, variiert jedoch stark von Quelle zu Quelle, z.B.:

  • Plastik enthielte Weichmacher, die im Magen-Darm-Trakt herausgelöst würden und harte Fremdkörper zurücklassen könnten.
  • Schon beim Annagen selbst würden scharfe Splitter verschluckt, die den Magen-Darm-Trakt verletzten.
  • Das Annagen wäre ungefährlich, in Plastikhäuschen entstünde jedoch „Schwitzwasser“, was wiederum die Vermehrung gefährlicher Keime und folglich Atemwegserkrankungen begünstige.
  • Plastik wäre giftig

 

Widersprüchlicherweise werden bestimmte Plastikgegenstände aber gerade in diesen Kreisen ganz besonders häufig verwendet, ja sogar ausdrücklich empfohlen!

Darunter z.B. bestimmte Laufräder aus PE (dem häufigsten und billigsten Plastik überhaupt, vom Vertreiber jedoch irreführend als „Spezialkunststoff“ bezeichnet), das beim Annagen messerscharfe Späne bildende PMMA („Plexiglas“), genauso PS ("Bastlerglas") und fatalerweise sogar eine ganze Reihe von nicht ausreichernd bis garnicht salz-/magensäurebeständigem Plastik, z.B.:

Flüssigkunststoff in Form von PVA ("Ponal Holzleim"), weichmacherhaltige Lacke und Farben auf Basis von Acryl ("Sabberlack" nach DIN EN 71-3), das glasartig splitternde, für Mäuse bei Verschlucken hochgiftige und krebserregende EP ("Epoxidharz"), usw..

 

Vor der schlechten Belüftung in Plastikhäuschen wird mit Nachdruck gewarnt, wohingegen miserabel belüftete Häuschen aus komplett lackiertem Holz, lackierte Keramik, ja sogar Bonbongläser uneingeschränkt empfohlen werden!

Insbesondere dass Gehege, Ebenen, Häuschen sowie sämtliche Einrichtung mit weichmacherhaltigen Kunststoffdispersionen überzogen werden dürfen bzw. sogar sollen (denn nichts anderes ist der vielgepriesene "Sabberlack"!), und das obwohl Kunststoff doch angeblich nageruntauglich ist, entzieht sich jedweder Logik.

Es wimmelt diesbezüglich also von teils haarsträubenden Widersprüchen. Eine Diskussion darüber ist längst überfällig.

 

In der Rattenhaltung (ebenfalls ein Tier das zu Atemwegsproblemen neigt) ist Plastik ganz besonders beliebt und langjährig bewährt.

In veterinärmedizinischer Fachliteratur wird es als in jeder Hinsicht sicher und für Mäuse hervorragend geeignet empfohlen (übrigens ganz im Gegensatz zu Holz!).

Sogar unter Papageienhaltern gilt es als eines der sichersten Materialien überhaupt und für die Tiere sind Plastikspielzeuge in allen nur erdenklichen Versionen im Gebrauch.

Schon von daher scheinen die obigen Befüchtungen also nicht annähernd mit der Realität übereinzustimmen.

Trotzdem lässt sich die Frage, ob Plastik nun als für Mäuse gefährlich oder unbedenklich einzustufen ist, nicht generell mit ja oder nein beantworten. Es gibt nämlich unzählige Materialien mit teils komplett konträren Eigenschaften, die unter diesem umgangssprachlichen Begriff zusammengefasst werden - einige davon mögen für Mäuse ungeeignet oder sogar gefährlich sein.

Ähnlich verhält es sich aber auch mit Holz! Und obwohl es darunter sogar für Mäuse tödlich giftige Arten gibt, würden es die meisten Mäusehalter wohl als völlig unsinnig empfinden, Holz deshalb generell als tierschutzwidrig einzustufen, komplett darauf zu verzichten und es regelrecht zu verteufeln.

 

 

Für Mäuse grundsätzlich geeignet wäre Plastik dann wenn es 

  • keine diffundierenden Giftstoffe enthält und 
  • säurebeständig ist. Es darf sich in der Salzsäure des Magens in keiner Weise verändern, sollten tatsächlich Kleinteile verschluckt werden (womit allerdings nur in seltenen Ausnahmefällen zu rechnen ist, etwa massiven Verhaltensstörungen).

 

Auf nahezu jedes im Haushalt verwendete Plastik trifft das uneingeschränkt zu!

 

Wer sich auf die Suche begibt wird z.B. schnell feststellen, dass sogut wie alle im Haushalt vorkommenden Plastikartikel, von der WC-Reiniger- bis zur Shampoo-Flasche, vom Blumentopf bis zum Joghurtbecher, vom Müllsack bis zum Ü-Ei, aus den Thermoplasten Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP) bestehen.

Wie auch die meisten anderen thermoplastischen Kunststoffe sind diese Materialien für Mäuse gemäß der obigen Kriterien vollkommen unbedenklich.

 

 

Teilweise umstritten ist jedoch PVC-P („Weich-PVC“, verwendet z.B. in Bodenbelägen und Nagertränken):

Seit einer Studie an Minischweinen in den 1970’er Jahren besteht der Verdacht, dass die enthaltenen Weichmacher unter bestimmten Umständen (besonders hoher Weichmachergehalt, sehr lange Verweildauer im Verdauungstrakt in Kombination mit stark fetthaltigem Nahrungsbrei) herausgelöst werden und in der Folge harte, scharfkantige Fremdkörper zurücklassen könnten, die wiederum zu lebensgefährlichen Verletzungen führen könnten.

Allerdings konnten solche Verhärtungen, obwohl (erst!) bei einem Weichmachergehalt von über 25% rein theoretisch möglich, nun schon seit mehr als 30 Jahren nichtmehr nachgewiesen werden, auch nicht nach entsprechenden Untersuchungen des TÜV.

Unter normalen Umständen sind sie wohl auch nicht zu erwarten - insbesondere nicht bei Kleinnagern: Würde man diesen nämlich über einen so langen Zeitraum (im Falle der Minischweine mehr als 100 Tage) einen mindestens 60-prozentigen Fettbrei einflößen (denn nur so könnten sich die Weichmacher herauslösen), würden sie höchstwahrscheinlich schon daran schweren Schaden nehmen, und nicht erst an den berüchtigten "harten Fremdkörpern".

Auch aus der Rattenhaltung, in der PVC-P fast schon inflationär verwendet wird, sind keinerlei Beeinträchtigungen bekannt.

 

Das eigentlich Problematische an Weichmachern (meist Phtalaten) ist also nicht das Aushärten im Verdauungstrakt. Umstritten sind sie vielmehr aufgrund ihrer potentiell gesundheitsschädlichen Wirkung durch bloßen Hautkontakt - sogar schon über die Atemluft („Fogging“) können sie in den Organismus gelangen!

Zwar sind nicht alle Phtalate tatsächlich gesundheitsschädlich, und es gibt diesbezüglich auch sehr strenge gesetzliche Regelungen - Vorsicht geboten ist allerdings bei Importprodukten aus Fernost, und das längst nicht nur bei Tierzubehör!

In dieser Hinsicht bedenklich sind für die Mäusehaltung ausserdem recyceltes (Toiletten-) Papier und Pappe, denn diese enthalten den für Mäuse stark schädlichen Weichmacher DiBP (Diisobutylphthalat), und vorallem von Jungtieren werden Toilettenpapier und Pappe mitunter gefressen!

Genauso Spielzeuglack nach DIN EN 71-3 ("Sabberlack"), in welchem laut des Bundesministeriums für Risikobewertung erhebliche Mengen dieses gefährlichen Weichmachers enthalten sein können! Da "Sabberlack" zwar weitgehend speichel- und schweissecht sein muss (wodurch er für Kinder bei bestimmungsgemäßem Gebrauch unbedenklich ist), jedoch weder gegen Magensäure noch gegen Urin beständig ist, besteht für Mäuse (chronische) Vergiftungsgefahr.

Anm.: Die Norm DIN EN 71-3 begrenzt lediglich die Migration bestimmter Schwermetalle und sagt deshalb grundsätzlich nicht das Geringste darüber aus, ob das jeweilige Material für Mäuse geeignet/ungefährlich ist oder nicht! Ausserdem wird bei der Berechnung der zulässigen Grenzwerte davon ausgegangen, dass ein Kind von 10kg Körpergewicht täglich maximal 8mg des Spielzeugmaterials aufnimmt - umgerechnet auf eine Maus von 30g entspräche das nur sage und schreibe 0,000024g!

 

PVC-U ("Hart-PVC") ist für Mäuse dagegen unbedenklich.

 

Und mehr als das: Röhren aus PVC (erhältlich im Baumarkt) sind sogar die einzigen die z.B. vom RMCA (Rat and Mouse Club of America), vom AEC (Animal Ethics Committee) der University of Sydney, oder auch von der ASPCA (American Society for the Prevention of Cruelty to Animals), der renommiertesten amerikanischen Tierschutzorganisation, für die Mäusehaltung uneingeschränkt empfohlen werden.

PVC-Röhren sind demnach nämlich nicht nur eine hervorragend zu reinigende und belüftbare Alternative zu solchen aus den hierfür ungeeigneten Naturmaterialien (meist Nadelholz, Gefahr eines Wärmestaus, viel zu eng, in keinerlei Hinsicht deklariert, im Ernstfall nicht zerlegbar und aus hygienischen Gesichtspunkten katastrophal), sondern auch zu den im Zoofachhandel erhältlichen Röhrensystemen aus transparentem Plastik ("Bastlerglas"), welche laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz als tierschutzwidrig einzustufen sind.

Stattdessen empfielt die TVT Plastikröhren die kurz, gut belüftet und breit genug sind damit sich die Tiere darin umdrehen können:

Als Beschäftigung bzw. Environmental enrichment werden für Nager manchmal auch mit Leckerchen gefüllte, verschlossene PVC-Röhren empfohlen, in die man nur einige kleine Löcher bohrt. So "müssen" sie sich mühsam durch das harte PVC nagen, um an die ersehnte Belohnung zu kommen.

Ich selbst verwende eine kleinere und für Farbmäuse "handlichere" Version, nämlich die gelben Cocons aus Kinderüberraschungseiern, die auf diese Weise als "Mäusesnackball" wiedergeboren werden und ausgesprochen beliebt sind.

 

 

Wärmestau, Schwitzwasser & Co.

 

Ein ebenfalls regelmäßig anzutreffendes Argument gegen die Verwendung von Plastikhäuschen und -röhren ist deren schlechte Wärmeleitfähigkeit (absurderweise wird damit nämlich die Gefahr von "Schwitzwasserbildung" begründet), weshalb man stattdessen lieber zu Holzhäuschen und -röhren greifen sollte.

Dass es um die Wärmeleitfähigkeit von Naturholz allerdings noch weit schlechter bestellt ist, die Gefahr eines Wärmestaus in Holzhäusern und -röhren also um ein Vielfaches höher ist als bei Plastik, wird in diesem Zusammenhang nicht erwähnt.

 

Und eben weil Plastik ein schlechter Wärmeleiter ist, wäre es entsprechend unwahrscheinlich, dass sich die Innenwände des Häuschens bei Zimmertemperatur so stark abkühlen können, dass die Luftfeuchtigkeit daran kondensiert.

Beispiel: Bei 21°C Lufttemperatur und 55% Luftfeuchtigkeit dürften die Innenwände des Plastikhäuschens eine Temperatur von maximal 11,59°C aufweisen.

Nicht bei schlechten Wärmeleitern (z.B. Naturholz und Plastik) besteht die Gefahr von Kondenswasserbildung, sondern bei guten (z.B. Glas und Keramik)!

 

 

Der oft gleich im selben Atemzug angeführte Einwand, wonach in Einrichtungsgegenständen aus Plastik eine zu schlechte Luftzirkulation gewährleistet sei, ist ebenso falsch - denn gute oder schlechte Luftzirkulation ist selbstverständich keine Frage des Materials! Woraus die Wände des Hohlkörpers bestehen, durch welchen sie gerade zirkuliert oder auch nicht, dürfte der Luft wohl herzlich egal sein.

Nebenbei bemerkt gibt es kaum ein anderes Material, welches sich bei Bedarf so unkompliziert und schnell mit zusätzlichen Öffnungen und Luftlöchern versehen lässt - meist genügt schon eine spitze Schere.

Gerade hinsichtlich dessen ist Plastik also sogar ideal!

 

Bisweilen wird auch die Falschinformation verbreitet, Farbmäuse besäßen - als einzige Art unter sämtlichen Nagetieren und Hasenartigen - kein Inflexum pellitum, also ein für diese Ordnungen sogar kennzeichnendes Merkmal. Anders als bei allen anderen Nagern wäre bei Farbmäusen das Benagen von Gegenständen daher gleichbedeutend mit Fressen.

Diese Aussage ist ein Beispiel dafür, welch abstruse Theorien sich in einschlägigen Communities halten und sogar weiterverbreiten können - und das leider längst nicht nur in Bezug auf Plastik.

 

Zur Veranschaulichung und besseren Meinungsbildung verweise ich diesbezüglich auf die folgenden Infoseiten (von deren Inhalten ich mich hiermit ausdrücklich distanziere) und deren Foren:

 

http://wiki.mausebande.com/farbmausfehler/falsche_einrichtung#kunststoffeinrichtung

 

http://www.tierwiki.com/maeuse/farbmaeuse/farbmaus-haltung/#K%C3%A4figeinrichtung

 

Anm.: Mit dem ausnahmsweise mäusetauglichen da ganz "speziellen" Plastik ist auf obigen Seiten irrwitzigerweise das Massen-Billigplastik PE gemeint.

 

http://www.diebrain.de/ma-tierwidrig.html#plar

 

http://www.zoohandlung.net/farbmaeuse-einrichtungsgegenstaende-aus-plastik-meiden/

 

Anm.: Das entsprechende Merkblatt der TVT, auf welches die letzten beiden Seiten - jedoch ohne es als Quelle zu verlinken - Bezug nehmen, stuft wie schon weiter oben erwähnt ganz bestimmte, transparente Röhrensysteme aus mehreren Gründen als tierschutzwidrig ein, jedoch NICHT weil diese aus Plastik bestehen, oder gar Plastikröhren an sich, wie hier irreführend dargestellt!

 

Natürlich liegt es mir fern, genau wie auch im Zusammenhang mit der fiktiven Bezeichnung "Spezialkunststoff" und dergleichen, den entsprechenden Autoren absichtliche, bewusste Täuschung ihrer Leser und Kunden zu unterstellen.

 

 

 

 

Häufig verwendetes Plastik und dessen Eignung für Mäuse

(wird noch vervollständigt)

Material Verwendung (Beispiele) Eigenschaften
PP (Polypropylen) Joghurtbecher, Mülltonnen, Chipstüten, Gefrierdosen, Wäschekörbe, Spielzeug, Folien, Eimer, Plastikbesteck, Tierzubehör und vieles mehr
  • lebensmittelecht
  • geringfügig gas- und wasserdampfdurchlässig
  • hochbeständig gegen Säuren, Laugen, Fette und Lösungsmittel
  • relativ weich, wird daher gern zernagt
  • enthält keine Weichmacher
  • für Mäuse sehr gut geeignet
PE (Polyethylen) weltweit am häufigsten hergestelltes Plastik, ähnliche Anwendungsbereiche wie PP (meist Billigbereich)
  • lebensmittelecht
  • noch etwas weicher und dreimal gasdurchlässiger als PP, ansonsten ähnliche Eigenschaften
  • enthält keine Weichmacher
  • für Mäuse sehr gut geeignet
PC (Polycarbonat)

CDs und DVDs, Schutzhelme, Flugzeugfenster, Labortierkäfige

 

Handelsname: Makrolon

  • lebensmittelecht
  • extrem robust und nageresistent
  • begrenzt gegen starke Säuren, Laugen und heisses Wasser beständig
  • enthält keine Weichmacher
  • für Mäuse sehr gut geeignet
PEI (Polyetherimid)                   

 

 

  für Mäuse sehr gut geeignet
 
 

PSU (Polysulfon)  
PU (Polyurethan)  
PLA (Polylactid)  
PMMA (Polymethylmethacrylat)

Brillengläser, Zahnprothesen, Industriefußböden, Tastenkappen

 

Handelsnamen: Plexiglas, Acrylglas

  • sehr spannungsrissempfindlich
  • nicht beständig gegen starke Säuren und Laugen
  • beim Annagen entstehen sehr scharfe Späne, die zu Verletzungen der Fußballen führen können
  • kann Weichmacher enthalten
  • für Mäuse bedenklich
PS (Polystyrol)

in geschäumter Form Isolations- und Verpackungsmaterial, in fester Form CD-Hüllen, Faunaboxen, Bastlerglas, Verpackungsfolien

 

Handelsname: Styropor

  • sehr spannungsrissempfindlich
  • eingeschränkt säurebeständig
  • scharfe Splitter und Späne beim Annagen
  • kann Weichmacher enthalten
  • für Mäuse bedenklich
PVA oder PVAc (Polyvinylacetat)

wasserlöslicher Holzleim, Klebstoff, Lack, Kaugummimasse, Käsebeschichtung

 

Handelsname: Ponal

  • grundsätzlich ungiftig, haut- und schleimhautverträglich, kann jedoch giftige Weichmacher enthalten
  • als wasserlöslicher Holzleim: eventuell verschluckte Krümel weichen im Magen auf, verklumpen dort zu einer sehr zähen, kaugummiartigen Masse und können so tödliche Darmverschlüsse verursachen
  • Vergiftungsgefahr durch das in wasserlöslichem Holzleim enthaltene DiBP
  • für Mäuse nicht geeignet
Chitosan (Chitin)

Sonderfall!

  • Biopolymer - in der Natur vorkommender "Kunst"stoff (Panzer von Insekten und Krebstieren)
  • zählt zu den Duroplasten (wie z.B. Epoxidharz, Polyurethan, Polyesther)
  • verursacht bei Farbmäusen massive, allergieähnliche Entzündungsreaktionen - leider sehr häufig verwechselt mit chronischen Atemwegserkrankungen oder gar Verhaltensstörungen ("Kratzmäuse")! Als Selbstverteidungsreaktion bildet der Körper einer gesunden Maus beim ersten Kontakt mit Chitin jedoch ein schützendes Enzym.

 

 

 

Woran kann man mäuse(un)taugliches Plastik sicher erkennen?

 

Um welches Plastik genau es sich handelt, kann man ganz einfach am Recyclingsymbol ablesen (Pfeildreieck, kann aber auch fehlen). Darin ist meist die Codenummer des jeweiligen Materials eingeschlossen, und darunter befindet sich oft zusätzlich das entsprechende Kurzzeichen.

Da Tierzubehör leider nicht gekennzeichnet sein muss, ist man neben der direkten Anfrage an den Hersteller im Zweifelsfall auf andere Methoden der Kunststofferkennung angewiesen, die teils sehr einfach durchführbar sind (z.B. Schwimm- und Fingernagelprobe).

Natürlich ist es grundsätzlich aber immer besser, auf für den menschlichen Gebrauch bestimmtes und daher volldeklariertes Plastik zurückzugreifen (dasselbe gilt übrigens auch und vorallem für Holz!). Die Auswahl an Plastikgegenständen, die sich als Einrichtungsgegenstände für Mäuse umfunktionieren lassen, ist praktisch unendlich!

 

Beispiel:

Die durchsichtigen Teile der Faunabox bestehen aus Polystyrol (PS). Leider sind hier schon Nagespuren zu sehen - bei diesem Material sollte das vermieden werden.

Der bunte Deckel ist aus dem völlig unbedenklichen Polypropylen (PP).

 

 

Weitere Beispiele - da das Kurzzeichen meist an unauffälliger Stelle angebracht ist, muss man bei manchen Produkten schon eine Weile danach suchen:

 

Beim Billigplastik PE wird manchmal noch zusätzlich die Dichte mit angegeben - das Material bleibt allerdings dasselbe.

Polyethylen niedriger Dichte trägt das Kurzzeichen LD ("low density"), und für hohe Dichte steht HD ("high density").

 

Beispiele für PE-LD: Müllsäcke, Einkaufstüten, Kabelummantelungen, Landwirtschaftsfolien

Beispiele für PE-HD: Mülltonnen, Benzinkanister, WC-Reiniger-Flaschen, Wodent Wheels (= absurderweise gerade von Plastikskeptern häufig empfohlene Laufräder)

Obwohl auch das minderwertige PE grundsätzlich genauso unbedenklich und für Mäuse geeignet ist - immerhin werden daraus sogar Beissringe für Babies hergestellt - hat es gegenüber dem Standardplastik PP für die Mäusehaltung jedoch einige Nachteile:

PE ist das einzige Plastik welches durch Fingernägel, also selbstverständlich auch durch Mäusekrallen, ritzbar ist. Die dadurch entstehenden feinen Kratzer machen Einrichtungsgegenstände aus PE im Vergleich zu anderem Plastik unhygienischer, da sich darin Keime leichter festsetzen können. Manchmal können zwar auch auf PP scheinbare Kratzer zu sehen sein, diese sind aber nicht beständig sondern lassen sich ganz einfach abwischen.

Ausserdem ändert PE durch UV-Licht mit den Jahren seine mechanischen Eigenschaften und wird sehr spröde (Verletzungsgefahr durch Splitter!). Bei Einrichtungsgegenständen aus PE sollte man deshalb das Produktionsdatum (kreisförmiges Zeichen, siehe obige Fotos) beachten und sie gegebenenfalls nach längerem Gebrauch austauschen.

 

Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Wodent Wheel) besteht das meiste Tierzubehör aber ohnehin aus dem hochwertigeren, kratzfesten und lichtechten PP. Dieses kann man auf unbegrenzte Zeit im Mäuseheim belassen.

 

 

 

 

Vorteile von Plastik gegenüber Holz

 

Hier geht es nicht um die Frage "Plastik ODER Naturmaterialien", denn selbstverständlich sind letztere im Farbmausgehege absolut unabdingbar! Mäuse brauchen sie zwingend um ihren Nagetrieb zu befriedigen, zur Beschäftigung, zum Klettern, als Einstreu.

Aber vorallem in der Farbmaus- und Rattenhaltung ist Holz nicht in jeder Hinsicht geeignet. Da sie nicht so reinlich wie viele andere Nager sind, viel markieren und auch ihr Nest beschmutzen, gleichzeitig aber recht krankheitsempfindlich sind (insbesondere was Atemwegserkrankungen angeht) ist die Verwendung von Schlafhäuschen und Röhren aus Naturholz als problematisch anzusehen.

Die Vorfahren unserer Farbmäuse stammen aus den baumlosen Steppen Asiens. Von daher sind Schlafhöhlen aus Holz, anders als z.B. bei Hörnchen, für Farbmäuse völlig unnatürlich. Wenn sie die Wahl haben bevorzugen sie nachgewiesenermaßen andere Materialien - allen voran Metall!

 

 

  • Sicherheit

 

Natürlich sollten alle im Mäusegehege verwendeten Materialen ungiftig und -schädlich sein, was man im Falle von Plastik anhand der Codenummer feststellen kann.

Ob das allerdings auf die im Zoohandel erhältichen Holzgegenstände zutrifft, bleibt meist fraglich. Sie sind nicht deklariert, man weiss also nicht um welche Holzart es sich handelt bzw. ob diese für Mäuse unbedenklich ist.

Die meisten Holzhäuser und -gegenstände in Rindenoptik bestehen leider aus chinesischer Kiefer, die sehr anfällig für Schadinsekten und -pilze ist. Man muss also davon ausgehen dass diese Produkte pestizidbelastet sind, es lässt sich kaum nachvollziehen, ob und welche Mittel in China verwendet wurden.

 

Dasselbe gilt auch für den verwendeten Leim!

 

Ausserdem besteht ein nicht unerhebliches Verletzungsrisiko durch Metallklammern und -nägel.

Aber auch Verletzungen durch das Holz selbst, nämlich des Zahnfleisches durch Splitter, sind in der Fachliteratur beschrieben. Ich selbst hatte diesen Fall vor vielen Jahren bei einem Meerschweinchen.

 

Besonders bedenklich sind Holzgegenstände (und -gehege) aus Spanplatten und Sperrholz im Bezug auf deren Formaldehyd-Ausgasung.

Um für Nager unschädlich zu sein, müssten Holzgegenstände - wie auch bei Kinderspielzeug geregelt - die Norm DIN-EN 71-9 erfüllen. Ob sie das tun, ist bei den im Zoofachhandel erhältlichen, völlig undeklarierten Gegenständen allerdings mehr als fraglich.

 

In dieser Hinsicht ist man mit Plastik auf jeden Fall auf der sicheren Seite.

 

 

  • Hygiene

 

Dadurch dass Farbmäuse auch auf- und in ihre Holz-Schlafhäuser urinieren und daher Feuchtigkeit einzieht, sind diese wie oben erwähnt aus hygienischen Gesichtspunkten als sehr problematisch anzusehen.

Hier finden Bakterien und Pilze - aber auch Parasiten - nämlich ein regelrechtes El Dorado vor!

Zwar ist es natürlich nicht notwendig und für deren Immunsystem sogar kontraproduktiv, Farbmäuse völlig steril zu halten. Aber zumindest die Schlafstätte dieser vergleichsweise krankheitsempfindlichen Tiere sollte trocken und bei Bedarf gut zu reinigen sein.

 

Viele Mäusehalter behandeln die Holzhäuschen und -laufräder ihrer Mäuse deshalb mit Spielzeuglack. Warum ich diesen aus Sicherheitsgründen aber selbst nicht verwende, ist weiter oben nachzulesen. Ausserdem halte ich es persönlich für vollkommen unsinnig, Kunststoff einerseits zu verteufeln, andererseits aber das verwendete Holz unter einer Kunststoffdispersion zu "verstecken" - Warum verwendet man dann nicht gleich Kunststoffhäuschen/-laufräder?

Leider nimmt die TVT im Bezug auf die Nagerhaltung zum Thema Lackieren noch keine Stellung. Im Bezug auf Vögel stuft sie allerdings jeglichen Lack als tierschutzwidrig ein - erlaubt ist einzig Lebensmittelfarbe!

Abgesehen davon hält Spielzeuglack einer gründlichen Reinigung und Desinfektion ohnehin nicht (ausreichend) stand.

 

In punkto Reinigung und Hygiene ist Plastik also ebenfalls weit vorteilhafter, was der Gesundheit der Tiere zu Gute kommt.

 

(wird noch vervollständigt)

 

 

 

Diskussion dieses Artikels in einem Fachforum: Plastik im Nagerheim

 

Weitere Artikel: Plastik - hässlich aber harmlos?

 

   Degupedia.de - Kunststoffe

 

 

 

 

 

Mein persönliches Fazit

Plastik im Mäusekäfig abzulehnen ist häufig zuallererst eine Sache der Haltungsphilosophie (denn die Sicherheitsbedenken wären so nicht haltbar).

Mäusegehege sollen nämlich vermeintlich naturnah eingerichtet sein, und da kränkt buntes Plastik das Auge. Deshalb werden entsprechende Halter immer Gründe dafür finden, und seien sie auch noch soweit hergeholt, die Plastik gefährlich und für Mäuse ungeeignet machen, zumindest ungeeigneter als Holz.


Wie naturnah für ein Steppentier die allseits so beliebten Nadelholzhäuschen sind, gerne vermenschlichend mit Spitzdach, Fensterkreuz und Schornstein, oder gleich in Form einer Ritterburg, sei allerdings dahingestellt - genauso wie die sehr zahlreichen und teils sogar bedenklichen Kunststoffe, die auch und vorallem in sogenannten naturnahen Mäusegehegen zur Genüge Verwendung finden und somit den Begriff einer naturnahen Haltung ad absurdum führen.


Trotzdem scheint manchen Haltern leider wichtiger zu sein, ihre Haltungsphilosophie, insbesondere das überholte Dogma der Gefährlichkeit von Plastik, nochimmer auf Gedeih und Verderb durchzusetzen versuchen, anstatt sich zuallererst darüber Gedanken zu machen, was ihre Mäuse denn eigentlich möchten, was sie denn bevorzugten, ließe man ihnen die Wahl... denn um ihr Heim geht es hier schließlich.


Fühlen sich Farbmäuse denn wirklich in feuchten, völlig überhitzten, nach Urin stinkenden Puppenhäuschen wohl?


Aus Erfahrung mit meinen eigenen Tieren weiss ich: Sie tun es definitiv nicht.


Und eine provokante Frage die sich daran anschließen muss:

Sind Farbmäuse tatsächlich in den letzten Jahren immer krankheitsempfindlicher geworden - oder spielt die veränderte Haltungform, nämlich vom Plastik hin zum Naturholz, hier etwa mit eine Rolle?

Kann es nicht sein, dass feuchte, uringetränkte Wände in Kombination mit dem in Holzhäuschen auftretenden Hitzestau, Atemwegsinfekte dramatisch begünstigen?

Darüber sollte meiner Meinung nach ernsthaft nachgedacht werden, denn meine eigenen Erfahrungen deuten durchaus darauf hin!

Fakt ist, dass z.B. in professioneller Mäusehaltung in Laboren aus hygienischen Gründen als Environment Enrichment tausendfach bewährte rote Plastikhäuschen (Tecniplast Mouse House™) verwendet werden. Als Nagematerial wird sogar Polyurethan (Gumabone®) oder Nylon (Nylabone®) empfohlen, und zwar insbesondere bei Tieren auf Nulldiät - denn davon dürfen sie auch fressen, ohne dass das die Untersuchungsgebnisse beeinflussen würde.

Warum fürchten Profis weder "Schwitzwasser", noch einen Darmverschluss oder sonstige Gesundheitsprobleme bei ihren wertvollen Versuchstieren?


Und auch in der Haustierhaltung, nämlich überall ausserhalb des deutschsprachigen Raumes, ist Plastikeinrichtung in jeder Form in der Mäuse- bzw. Nagerhaltung ganz selbstverständlich und sogar ausschließlich in Gebrauch  - ohne jegliche bekannte Probleme. (Wenngleich die Haltung ansich oft alles andere als nachahmenswert ist.)

Warum hat noch niemand ausserhalb des deutschsprachigen Raumes die angebliche Gefährlichkeit von Plastik erkannt? Denn schließlich müssten dadurch, geht man von der Argumentation von Plastikgegnern aus, längst zahlreiche Gesundheitsprobleme aufgetreten sein. Doch kein einziger Fall ist bekannt.


Fakt ist auch, dass ich selbst in immerhin über 20 Jahren der Mäusehaltung unter ständiger Verwendung von Plastik nie die geringsten darauf zurückzuführenden Probleme bei meinen Tieren hatte. Und das obwohl meine Jungtiere in dem Alter, in dem sie zum ersten Mal feste Nahrung probieren, auch schonmal Plastik fressen, was sich nämlich in deren Kot wiederfindet.

Reiner Zufall, pures Glück?


Daher fällt es mir ausgesprochen schwer, Warnungen von Haltern (oft genug in überheblich-bevormundendem Tonfall) erst zu nehmen, welche selbst zwar nie Plastik bei ihren Tieren in Verwendung hatten und denen somit jegliche Erfahrungswerte fehlen, aber umso genauer darum "wissen", in welch akuter Lebensgefahr Mäuse in Anwesenheit von Plastik schweben.

 

 

Verblüffend ist in dem Zusammenhang übrigens auch der gewaltige Unterschied zur Rattenhaltung  - deren Gehegeeinrichtung besteht nämlich gewöhnlich fast ausschließlich aus Plastik!

Für so manchen Mäusehalter mag dieser Anblick höchst verstörend sein.

Trotzdem - von Problemen oder gar Todesfällen ist nicht das Geringste bekannt. Im Gegenteil, Plastik wird nachwievor empfohlen.

Erliegen all diese Halter - denn die Rattencommunity ist schließlich riesig - schon seit sovielen Jahren einem gefährlichen Irrtum und müssten auch sie, wie Neulinge in der Mäusehaltung, vor Schwitzwasser, Darmverschlüssen und Co. gewarnt werden?

War es bisher einfach nur pures Glück, dass angesichts dieses Sammelsuriums an Plastikhäusern und Rohren bzw. tausender Tiere die darin leben, scheinbar noch keines Schaden genommen hat?


Das konnte mir bisher noch kein Mäusehalter, der von der Schädlichkeit von Plastik überzeugt ist, jemals beantworten.


Ich frage mich oft: Wie kam dieser frappierende Unterschied überhaupt zustande?
Woher kam das Gerücht "Plastik ist böse" in die deutschsprachigen Nagercommunities (und zwar NUR dahin), und das noch dazu mit der bemerkenswerten, völlig unbegründeten Ausnahme der Ratten?


Wie dem auch sei, woher es auch kommen mag, fest steht nur: Es ist ein Gerücht.


Und es ist Zeit, dieses endlich ad acta zu legen und sich wichtigeren Haltungsfragen zu widmen.


Mäuse und andere Nager sind durch Plastik nicht mehr oder weniger gefährdet als Ratten.

Und diese Gefährdung ist sowohl nach rein objektiven, weiter oben aufgelisteten Gesichtspunkten, als auch aufgrund von unzähligen langjährigen Erfahrungswerten, in der Form einfach nicht vorhanden.


Daher kann sich jeder Halter, dem die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Mäuse bzw. der Hygiene- und Sicherheitsaspekt nunmal aus diversen Gründen wichtiger ist als vermeintlich "naturnahe" Optik, bedenkenlos für Plastik als Einrichtungsmaterial entscheiden.


Nicht zuletzt aber entscheiden die Mäuse selbst, worin sie sich aufhalten möchten - und diese Entscheidungsfreiheit ist ihnen zu gewähren!

Denn sie sind es schließlich, die damit und darin leben müssen, nicht der Mensch - für sie zählt Gesundheit und Wohlbefinden, nicht die Optik!

 

 

[Exkurs] Das ideale Mäusehaus?

 

Aber wie sieht denn nun das Schlafhaus aus, das Mäuse sich wünschen würden? Wo fühlen sie sich wohl, welches entspricht am ehesten ihren Bedürfnissen? Welche Maße müsste es haben, aus welchem Material müsste es bestehen?

 

Um diese Fragen zu beantworten, muss man sich zuallererst ansehen, wie Farbmäuse - denn der Einfachheit halber kann ich mich hier vorerst nur auf sie beziehen - in der Natur bzw. naturidentischer Umgebung wohnen:

Sie legen unterirdische Bauten an, mit Nestkammern in denen sie ihre Jungen zur Welt bringen und um sich vor Fressfeinden sowie Kälte und Hitze zu schützen.

In Versuchen, in denen verschiedenen Stämmen von Labormäusen ermöglicht wurde, sich ihre Nestkammern selbst zu bauen, fand man heraus, dass diese die jeweils fast identische Größe von 8x10x6cm besaßen und mehrere Zugänge hatten.

 

Was kann man von diesen Erkenntnissen für die Haustierhaltung ableiten?

 

Zuallererst fällt die Enge und vorallem geringe Höhe der Nestkammern auf. Das ist darin begründet, dass Mäuse stark positiv thigmotaktisch sind und somit möglichst von allen Seiten engen Kontakt zu einer festen Fläche möchten. Das müsste im idealen Mäusehaus also gewährleistet sein.

Aber leider sind praktisch alle handelsüblichen Häuser viel zu groß und vorallem zu hoch.

 

Der Erdboden leitet die Körperwärme der Mäuse sehr gut ab. Auch das müsste im idealen Mäusehaus gegeben sein. Aber leider ist meist exakt das Gegenteil der Fall. Der überwiegende Teil der im Handel angebotenen bzw. in Haustierhaltung Verwendung findenden Häuser besteht nämlich aus Holz, einem ganz besonders schlechten Wärmeleiter, wodurch sich in diesen Häusern die Hitze staut und ein ungesundes Klima für die Mäuse entsteht.

 

Urin wird in der natürlichen Nestkammer vom Erdboden aufgesogen. Das übernimmt in der Käfighaltung die Streu, weshalb das Mäusehaus keinen Boden haben sollte.

 

Von entsprechenden Studien weiss man, dass Mäuse Häuschen aus dunklen Materialen ganz eindeutig vorziehen.

Da Mäuse aber kein Rot sehen, scheint auch das für sie dunkel. In Laborhaltung verwendet man deshalb rot-durchscheinende Plastikhäuschen - der Mensch sieht praktischerweise durch, die Maus darin aber nur schwarz.

 

Ausserdem ziehen Mäuse laut diesen Studien rechteckige Häuser vor, runde Formen sind weniger beliebt.

 

Als hätten die Mäuse meiner artgemischten Gruppe diese Studien gelesen, haben sie sich ihr Traumhaus "selbst gebastelt":

Eine kleine, flache, rechteckige Plastikwanne, die bis dahin als Mäuseklo gedient hatte, wurde umgedreht und mit zwei Eingängen versehen. Seither wird dieses "Haus" allen anderen (und aus vermenschlichender Sicht bequemeren) bei weitem vorgezogen und die ganze Gruppe quetscht sich so eng hinein, dass man meinen möchte, sie würden 4-eckig wieder herauskommen.

 

Da Mäuse in der Natur den Erdboden bewohnen, wäre das ideale Material für ein Mäusehaus ansich naturbelassener Ton.

Dessen großer Nachteil ist allerdings, insbesondere für "Nestbeschmutzer" wie Farbmäuse, dass er nur sehr schwer zu reinigen oder gar zu desinfizieren ist. Und da ein Mäusekäfig nunmal keine Natur bzw. ein in sich geschlossenes Ökosystem ist, ist der Halter in der Pflicht, ausreichende Hygiene zu gewährleisten.

Tonhäuser aus diesem Grund regelmäßig auszutauschen, widerspricht jedoch dem Sicherheitsbedürfnis von Mäusen - es bedeutet natürlich Stress für sie, wenn sie ihren vertrauten Rückzugsort immer wieder verlieren.

 

Aus hygienischen Gesichtspunkten perfekt sowie unter Mäusen laut Studien beliebt ist Plastik. Auch in professioneller Haltung wird es daher als Material für Häuschen, Röhren und anderes Enrichment verwendet.

Sein Nachteil ist, dass es im Gegensatz zu Ton ein schlechter Wärmeleiter ist. Da es dafür aber in der Regel sehr dünnwandig ist, ist - ganz im Gegensatz zum noch schlechteren Wärmeleiter Holz - die Gefahr eines Hitzestaus kaum gegeben und das Material für Häuschen somit trotzdem gut geeignet.

 

Aber das in Studien noch beliebtere Material ist ein anderes, nämlich Metall.

In Wahlversuchen bevorzugten Mäuse ausserdem Metallgitter ("Utrecht-Nestbox", 14x8x4cm) und perforiertes Metall.

Bisher habe ich mit Metall als Material für Häuschen leider noch keine nennenswerten persönlichen Erfahrungen, was sich, angeregt durch entsprechende Studien, künftig aber ändern soll - ich werde hier berichten.

 

Natürlich ist das Fazit jetzt nicht, sämtliche Häuschen durch solche aus Metall zu ersetzen. Im Gegenteil kuscheln sich Mäuse z.B. schonmal gern in Fleece, Holz, Kork usw. und selbstverständlich dürfen sie das auch.

Aber sie müssen jederzeit die Entscheidungsfreiheit haben! Mäuse dürfen sich niemals zwischen Schutzbedürfnis und angenehmer Temperatur oder/und Hygiene entscheiden müssen!

Es sind ihnen daher Häuschen aus möglichst unterschiedlichen Materialen anzubieten, und nicht wie so oft nur aus solchen, die der Mensch schick bzw. "natürlich" findet!

 

 

 

Plastikzubehör beim Clickertraining?

 

Hier nun endlich zur eigentlichen Frage: Darf man auch Plastikgegenstände als Zubehör beim Clickertraining verwenden?

Antwort: Ja, natürlich!

 

Da Plastik sehr leicht ist (also sogar von Farbmäusen problemlos herumgetragen werden kann), ausserdem ungern an- bzw. kaputtgenagt wird, ist es für das Clickertraining besonders gut geeignet. Für das Apportieren oder als Pfotentarget eignen sich z.B. Plastikmünzen (Spielgeld für Kinder) oder kleine Plastikbälle oder -hanteln (für Vögel erhältlich).

Verwendet man dieselben Utensilien für mehrere Gruppen, spielt insbesondere die Hygiene eine Rolle, ausserdem sollten die Utensilien hier schon allein deshalb gut zu reinigen sein, um die Tiere nicht durch den Geruch fremder Artgenossen darauf zu irritieren.

Viel Clickerzubehör, vom Mini-Basketball-Set bis zum Mini-4-Gewinnt oder Mini-Skateboard, findet man übrigens oft mehr oder weniger zufällig in Spielzeugabteilungen.