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Kratzmäuse heilen

 

[Dieser Artikel ist noch in Rohfassung und unvollständig, wird also noch mehr oder weniger stark abgeändert und ergänzt werden, jedoch sehe ich mich aus Dringlichkeitsgründen - es werden in Mäusecommunities und "-wikis" nachwievor laufend Kratzmäuse zu Tode beraten - gezwungen, ihn hiermit schon vorab zu veröffentlichen. ]

 

 

In der Hoffnung, dieser Titel könne von Betroffenen möglichst gut "ergoogelt" werden, erläutere ich hier kurz und vorallem einfach was eine Kratzmaus ist und: wie man sie auf simple und qualfreie Weise verlässlich, dauerhaft und quasi von jetzt auf gleich heilen kann.


Versucht, diese lebensrettende, aber dort unbekannte Info auf unterschiedlichen Wegen in Haustier-Mäusekreisen zu platzieren, habe ich in den letzten Jahren häufig, nur leider scheint es "etwas" zu dauern bis das auch durchsickert.

Stattdessen treffe ich seither weiterhin regelmäßig auf Berichte und Bilder von entsetzlich zugerichteten Mäusen, haarsträubend-stressvollen Behandlungsexperimenten und sogar unnötig eingeschläferten Mäusen. Wenn man die enormen - und unnötigen! - Qualen bedenkt welche diese ansich völlig harmlose Erkrankung für Mäuse bedeutet, ist das inzwischen schon mehr als frustrierend. Desinteresse bis Ablehnung in Mäusekreisen werden zumal einzig damit begründet, dass das - Zitat - "aber auf keiner Seite so steht".

 

So, das ist hiermit anders. Ihr befindet euch soeben auf einer "Seite", auf der das genau so "steht".

 

Drei "trockene" Kratzmäuse mit neuem Hobby: entspanntes Faulenzen mit den VZM-Kumpels statt nervösen Kratzens.
Drei "trockene" Kratzmäuse mit neuem Hobby: entspanntes Faulenzen mit den VZM-Kumpels statt nervösen Kratzens.

 

Mit den obigen "Seiten" auf denen das "aber nicht steht" sind vermutlich "Mäuse-Wikis" gemeint, also die seit Internet-Zeiten praktisch einzige Infoquelle die in Haustierkreisen genutzt wird (und warum man deren Seriosität besser nicht überschätzen sollte, ist recht ausführlich in diesem Artikel erläutert).

Diese Seiten enthalten natürlich auch Informationen Kratzmäuse betreffend, teils seriös dargestellt, gar "aus veterinärmedizinischer Sicht".

 

Was all diesen privaten Quellen allerdings gemein ist: Kratzmäuse gelten dort grundsätzlich als nahezu unheilbar.
Welchen Sinn also die Listen an "von erfahrenen Haltern" zusammengetragenen Behandlungsmöglichkeiten haben, wenn sie doch allesamt NICHT helfen, erschließt sich mir nicht ganz. Da einiges davon aber sogar kontraproduktiv ist (siehe weiter unten), sollte man sie an der eigenen Maus besser nicht durchprobieren.

 

Und in "Mäuse-Wikis" wird sogar zum Einschläfern geraten, und zwar sehr schnell, nämlich wenn nicht schon "nach wenigen Tagen" die dort vorgeschlagenen Behandlungsmöglichkeiten deutlich greifen - was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch so sein wird.

 

 

Was ist eine Kratzmaus?

 

Ausgerechnet einer der ältesten und vorallem weitverbreitetsten Labormaus-Stämme überhaupt, nämlich C57BL/6, hat eine starke Neigung zu einem bestimmten Spektrum an Verhaltensstörungen (während diese bei anderen Stämmen fast nie auftreten).

 

Da teils auch noch dessen (entfernte) Verwandte davon betroffen sind, wozu auch unsere Farbmäuse aus Haustierhaltung zählen, treten auch bei ihnen neben dem für diesen Stamm ebenfalls typischen Barbering ("Rasieren", also Auszupfen von Vibrissen oder/und Fell anderer Mäuse bis hin zu deren Kahlheit) immer wieder auch Fälle von Ulzerativer Dermatitis auf ("Kratzmaus-Syndrom", also das zwanghafte Aufkratzen, in fortgeschrittenen Fällen auch Beißen der Haut bis zu großflächigen, tiefen Wunden, mit letztlich tödlichen Folgen).

 

Am Bauch "rasierte" Maus - eine dem zwanghaften Kratzen verwandte Störung, die Fachliteratur zufolge auch nahtlos in Kratzen, insbesondere der betroffenen Nase, übergehen kann.
Am Bauch "rasierte" Maus - eine dem zwanghaften Kratzen verwandte Störung, die Fachliteratur zufolge auch nahtlos in Kratzen, insbesondere der betroffenen Nase, übergehen kann.

 

Auch der in den letzten Jahren entstandene Trend, Labormäuse zu "retten" - darunter am häufigsten ausgerechnet eben diesen, in mancherlei Hinsicht nicht ganz haustiertauglichen Stamm - führt dazu dass sowohl Rasieren als auch Kratzen in diesen Kreisen (meist noch begünstigt durch die fatale Kombination mit bestimmter Fehlernährung - siehe unten) vermehrt und in teils schwerer Ausprägung auftreten, von deren VermittlerInnen jedoch häufig unter den Teppich gekehrt und zu dem Zweck mit recht wunderlichen Erklärungen versehen ("Laboris haben oft so kahle Nasen weil sie die immer so sehnlich durchs Gitter des Laborkäfigs gesteckt haben"), wodurch diesen Tieren nicht oder erst spät die nötige Hilfe zukommen kann. Zudem kann deren vergleichsweise schwieriges Temperament samt erhöhter Beißneigung gegenüber Menschen ihre neuen, von unseriösen VermittlerInnen auf - zitiere - "schwarze Farbmäuse" eingestellten BesitzerInnen bei der Behandlung schnell überfordern.

 

Aber auch privaten Farbmaus- bzw. "Rassemaus"-ZüchterInnen ist der zweifellos genetische Hintergrund dieser Krankheit scheinbar nicht sonderlich genehm, weswegen dieser aggressiv abgestritten und mit Verwandten solcher Tiere weiter vermehrt- und diese Störung somit unweigerlich erhalten und verbreitet wird.

"Rassemaus" ("Showtypmaus") mit abheilender, ursprünglich schwerer Ulzerativer Dermatitis
"Rassemaus" ("Showtypmaus") mit abheilender, ursprünglich schwerer Ulzerativer Dermatitis

Warum macht sie das bloß?

Angesichts dessen dass ihre Maus beim Kratzen in schweren Fällen, wie auch dem des obigen Fotos, dabei sogar vor Schmerz schreit, vor Kratzen kaum noch zum Schlafen und Fressen kommt und entsprechend an Gewicht verliert, es aber dennoch scheinbar ohne jeden Grund bzw. "freiwillig" tut, ist nicht nur für deren HalterInnen schwer zu verstehen, sondern auch Fachkreisen sind die Mechanismen die dahinter stehen noch nicht zur Gänze bekannt.

 

Auslöser für den Ausbruch dieser Störung können, falls überhaupt erkenntlich, mannigfaltig sein, wobei aber der Verhaltenskomponenten, sowohl was den Beginn als auch den weiteren Verlauf der Krankheit angeht, die wesentliche Bedeutung zukommt, weshalb eine Behandlung auch daran ansetzen muss, soll sie verlässlichen und dauerhaften Erfolg versprechen - in Form einer Verhaltenstherapie.

 

 

Warum wirken keine Juckreiz stillenden Salben, Tropfen & Co.?

 

Hier ein einfaches Beispiel an welchem HalterInnen bestimmt nachvollziehen können, warum dem so ist:

 

In Haustierkreisen scheint einer der häufigsten Auslöser für Ulzerative Dermatitis ein vorangegangener Parasitenbefall zu sein. Auch nach (nachweislich) erfolgreicher Behandlung ist die Maus unruhig und kratzt zwanghaft weiter.

Und in ähnlicher Form haben wir das alle schon selbst in Ansätzen erlebt:


Liest man von Fällen starken (blutsaugenden) Milbenbefalls oder sieht gar entsprechende Fotos "flohstichiger" Tiere, wird man bisweilen allein von diesem Anblick auch selbst unruhig und verspürt Juckreiz, der sich vollkommen real anfühlt, als würden tatsächlich Milben auf einem krabbeln, sodass man sich nervös und unaufhörlich kratzen muss.

 

Den Juckreiz mindernde Medikamente, Salben oder sonstige darauf abzielende Behandlungen wären für uns hier (abgesehen von einem eventuellen Placebo-Effekt) völlig sinnlos, wenn nicht aufgrund des Berührungsreizes sogar kontraproduktiv, da dieses Jucken schlicht nicht real ist (erst im weiteren Verlauf wird es das mitunter durch den entstehenden Juck-Kratz-Teufelskreis).

Stattdessen kann uns nur helfen, die Ursache zu beseitigen, und die ist nichts tatsächlich Juckendes, sondern unser Kratzverhalten. Hindern wir uns beim Anblick vermilbter Mäuse also einfach konsequent am Kratzen, wird auch der "Juckreiz" sehr schnell verschwinden, denn wir tun hiermit das was sich in der Verhaltenstherapie "Konfrontation und Reaktionsverhinderung" nennt.

Probiert's bei nächster Gelegenheit aus!

 

 

Und genau das (allein) wirkt auch bei Kratzmäusen verlässlich und binnen kürzester Zeit, und ein schon vorhandener Juck-Kratz-Teufelskreis wird zudem sofort unterbrochen (letzteres gilt natürlich auch für Kratzverhalten anderer Ursachen).

 

 

Behandlung von Kratzmäusen

...Muss sein, denn dieser Zustand ist für die Maus nicht nur rund um die Uhr äußerst qualvoll, sondern langfristig ansonsten auch nicht überlebbar. Die Kratzerei wird nicht durch Abwarten oder diverse Hausmittel irgendwann abklingen.

 

An genanntem Laborstamm wurden schon unzählige Behandlungsmethoden aller Art wissenschaftlich erprobt, welche aber - falls überhaupt - nur teilweise erfolgreich waren, aus obigen Gründen.

Erfreulicherweise ist aber ausgerechnet die derzeit einzige bekannte Methode, die annähernd zu 100% wirkungsvoll ist, gleichzeitig eine der schonendsten und einfachsten überhaupt:

 

 

Krallen schneiden

Sinai Stachelmaus Lupina beim Krallenschneiden, um Manipulieren an einer kleinen Verletzung vorzubeugen. Mit nur etwas Übung und vorallem ausreichend Leckerchen sogar bei einem so bissigen Exemplar eines "Exoten" problemlos auf freiwilliger Basis möglich.

 

Am Ende der Mäusekralle befindet sich ein stark gebogener, nadelspitzer Haken. Aufgrund des Winkels ist dieser auch zwingend nötig, um sich überhaupt richtig putzen oder kratzen zu können.

 

Entfernt man diesen, hat die Maus ab sofort keine Möglichkeit mehr, sich "erfolgreich" zu kratzen, geschweige denn Wunden zuzufügen oder zu vergrößern. Und auch von ihren starken Schmerzen während des Kratzens an/in Wunden ist sie unmittelbar erlöst.

 

Am Hinterfuß dieser "skalpierten" Stachelmaus (keine Sorge, bei dieser Art viel harmloser als es aussieht) erkennt man gut den Unterschied zwischen noch ungeschnittenen und geschnittenen Krallen, und dass letztere kaum überhaupt den Mäusekörper erreichen könnten, obwohl nur die Spitze fehlt. (In dem Fall aber nur eine reine Vorsichtsmaßnahme.)

 

 

Da der verhaltenstherapeutische Effekt so schnell eintritt, reicht bisherigen Studien zufolge sogar schon einmaliges Schneiden der Krallen aus, und das obwohl diese binnen weniger Tage wieder so lang und spitz sind wie zuvor. Auch dann sind spätestens nach 14 Tagen sogar größere Wunden normalerweise vollständig verheilt.

Je nach Schweregrad, vorallem aber Nervenkostüm des/der BesitzerIn (besonders anfangs kann es nämlich passieren dass die Maus mit den Zehenballen Krusten wiederholt abmachen kann - wenn auch nicht mehr als das), kann man zwischendurch aber auch vorsichtshalber nachzwicken.

 

Ist man geübt und sicher im Mäusehandling, kann man die Krallen schonenderweise auch selbst daheim schneiden. Leider hat sich rausgestellt, dass TierärztInnen im Gegenteil bei so kleinen Tieren häufig nicht sehr routiniert darin sind, oder es gar komplett ablehnen - entweder aus Unwissenheit, oder weil sie es sich schlicht nicht zutrauen. In dem Fall kann es sinnvoller sein, erfahrene MäusehalterInnen in der Umgebung ausfindig zu machen.

 

Die Krallen zu feilen scheint meiner Erfahrung nach keine gute Alternative zum Schneiden/Zwicken, da nicht nur zeitaufwendiger, sondern für die Maus vorallem extrem unangenehm bis schmerzhaft (womöglich durch die entstehenden Vibrationen oder/und das Verbiegen/Verdrehen der Zehen dabei), was sie allzu deutlich zeigt wenn man das auf freiwilliger Basis versucht. Und selbst lange danach hat die Maus trotz Bestechung erstmal keine Lust mehr, nochmal ihr Füßchen zu reichen.

Und da selbst Krallenscheren speziell für Kleintiere zu breit und klobig für Mäusekrallen/-zehen sind - zumindest meinem persönlichen Empfinden nach - halte ich selbst einen (möglichst scharfen) Menschen-Nagelzwicker für sowohl am sichersten als auch praktischsten.

 

An hellen Krallen ist bei gutem Licht das darin befindliche Blutgefäß gut zu erkennen. Das sollte man möglichst nicht treffen indem man die Kralle zu kurz schneidet, vornehmlich weil das für die Maus schmerzhaft ist.

Im Gegensatz zu anderen Tieren ist die entstehende Blutung bei einer Maus allerdings nur minimal, insbesondere dann wenn sie beim Schneiden unfreiwillig festgehalten wird und das Adrenalin das seinige beiträgt.

Trotzdem kann man vorsichtshalber, insbesondere wenn man die Krallen möglichst kurz schneiden möchte, blutstillende Mittel (wie sie etwa für kleine Rasier-Unfälle in Watte- oder Pulverform erhältlich sind) mit schmerzstillender Komponente bereitlegen.

 

Es reicht außerdem aus, jeweils nur die 3 mittleren Krallen zu kürzen und die äußeren beiden stehen so lassen, da ohnehin nur diese zum Kratzen verwendet werden. So ist die Maus z.B. auch bei senkrechtem Klettern nicht (merklich) beeinträchtigt.
Aber auch hier wiederum spielt das Nervenkostüm des/der BesitzerIn dabei eine Rolle, ob man trotzdem "auf Nummer sicher" gehen und trotzdem alle Krallen schneiden will.

 

Krallenschneiden bei C57BL/6-Mäusen im Labor. Obwohl bei Farbmäusen normalerweise unnötig, könnte diese spezielle Methode des Fixierens die Behandlung besonders schwer handelbarer Exemplare erleichtern.

Zähne kürzen

In eher seltenen, bzw. schon stark fortgeschrittenen Fällen, fügen sich Mäuse nicht (mehr) nur mit den Krallen, sondern auch mit den Zähnen Verletzungen zu.

Das sind Studien zufolge auch die wenigen Ausnahmen, bei welchen Krallenschneiden (allein) natürlich nicht greift.

 

Trotzdem ist eine Behandlung auch und gerade in so einem Fall von höchster Dringlichkeit!

Diese kann, nach genau demselben Prinzip, durch Kürzen der (unteren) Nagezähne erfolgen und ihr ist dann auch eine ähnlich hohe Erfolgsquote beschieden.

Man nimmt den Zähnen so wortwörtlich die "Schneid" bzw. macht sie für diesen Zweck kurzzeitig unbrauchbar.

Die unteren Schneidezähne, hier bei einer VZM, sind das eigentliche und bei dieser Art zudem besonders scharfe, wenn nötig wie durch Butter bis zum Fingerknochen dringende Werkzeug. Die oberen Zähne sind vergleichsweise stumpf und halten nur dagegen.
Die unteren Schneidezähne, hier bei einer VZM, sind das eigentliche und bei dieser Art zudem besonders scharfe, wenn nötig wie durch Butter bis zum Fingerknochen dringende Werkzeug. Die oberen Zähne sind vergleichsweise stumpf und halten nur dagegen.

 

Diese Maßnahme sollte allerdings wirklich nur von (darin erfahrenen!) TierärztInnen oder sehr erfahrenen HalterInnen durchgeführt werden. Ansonsten kann man z.B. dahinter liegendes Gewebe verletzen, und die stark beweglichen Zähne könnten splittern, wenn man sie nicht einzeln schneidet, und dadurch ungleich lang werden. Durch deren rasantes Wachstum führt der entsprechend ungleichmäßige, gegenseitige Abrieb dann unter Umständen zu Folgeproblemen an den oberen Zähnen, die ihrerseits wieder behandlungsbedürftig sind...

 

Fachkundig ausgeführt ist das Kürzen von Nagezähnen allerdings nicht nur harmlos, sondern auch vollkommen schmerzfrei für das Tier, da diese nicht innerviert sind.

 

Achten muss man aber auf eventuelle Probleme bei der Nahrungsaufnahme. Ein Hirsekorn oder Chiasamen zu schälen wird wohl für ein paar Tage nichtmehr funktionieren.

Ich selbst habe in solchen Fällen ihr gewohntes Futter (Pellets und Extrudate) einfach eingeweicht. Insbesondere Extrudate (z.B. der "Complete"-Serie von Versele-Laga und ganz besonders "VITA Special All in One" für Ratten von Vitakraft) sind ganz hervorragend für diesen Zweck geeignet. Natürlich sollte man schon vor dem Zähnekürzen darauf achten, auch geeignetes Futter parat zu haben.

Ratten- (links) und Mäusefutter der Marke Supreme Science Selective beim Um-die-Wette-Einweichen. Die ehemaligen Mäusekroketten gewinnen und sind optimal für jedweden Päppelbedarf.
Ratten- (links) und Mäusefutter der Marke Supreme Science Selective beim Um-die-Wette-Einweichen. Die ehemaligen Mäusekroketten gewinnen und sind optimal für jedweden Päppelbedarf.

 

 

(Auch in ganz anderen Fällen können diese beiden simplen Maßnahmen übrigens hilfreich bis lebensrettend sein, z.B. nach Operationen oder - siehe oben - bei schweren Verletzungen, damit sich die Tiere keine Nähte aufnagen oder -kratzen, oder Beinschienen abmontieren.
Sämtliche denkbare Alternativmaßnahmen wie Jäckchen, Halskrause usw. würden für alle Mäusearten nachweislich enormen Stress bedeuten, was der Heilung wenig zuträglich ist. Und manches Mal sieht man gar von nötigen OP's, Ruhigstellung von Gliedmaßen usw. ab, da man Nähte und Schienen an den entsprechenden Stellen sowieso nicht schützen könnte.

Krallen- oder Zähnekürzen ist hier eine ideale, stressfreie und wissenschaftlich erprobte Alternative!)

 

 

 

Bitterstoffe

Sehr selten habe ich in Haustier-Kreisen auch schon von zwanghaftem Lecken gelesen, wenn auch kaum jemals bei Kratzmäusen, welches solche Ausmaße annehmen kann dass auch hier große Wundflächen entstehen (obwohl mir persönlich aus Haustierkreisen kein tödlicher Verlauf bekannt ist). 

Trotzdem sei das hier der Vollständigkeit halber erwähnt, genau wie die recht simple Möglichkeit, das Tier mittels schlecht schmeckender Substanzen davon abzuhalten (siehe Quellen).

 

 

 

Ansonsten sind dahingehend prinzipiell keinerlei weiteren Maßnahmen nötig und sollten gar vermieden werden.

Denn Stress, z.B. durch Umsetzen, Vereinzeln, Austausch des Untergrunds usw., kann die Symptome verschlimmern. Außerdem "kitzeln" z.B. die zu dem Zweck in Haustierkreisen manchmal empfohlenen "Safebed"-Flocken oder Küchenpapier-Schnipsel die Maus regelrecht an betroffenen Stellen, was den Kratzzwang ebenfalls verschlimmern kann.

 

Nach Absprache mit dem Tierarzt und je nach vorhandenen Wund(größ)en, wird diese(r) aber womöglich (vorsorglich) ein Antibiotikum verabreichen.

 

Da (sensible) Kratzmäuse schon bei feinsten Berührungen der betroffenen Stellen, und sei es durch einen Tropfen Flüssigkeit und selbst Puder, verstärkt kratzen bzw. einen "Kratzanfall" bekommen können, sollte man wenn möglich auf jegliche äußerliche Behandlung verzichten.

Diese ist in aller Regel auch nicht nötig, da die Wunden nach erfolgtem Krallenschneiden wirklich erstaunlich schnell verheilen.
Auch jegliche andere Berührungen der betroffenen Stellen, wie z.B. durch körperenge Hauseingänge, Heunester usw. sollte man in dieser Zeit möglichst vermeiden.

Dieselbe Maus im Abstand von nur 6 Tagen. Der zuvor breite, rundum (teils tief) wunde "Kragen" ist kaum noch zu erkennen, sogar das Fell ist schon vollständig nachgewachsen! Das erste Krallenschneiden erfolgte ca. eine Woche vor dem ersten Foto.

 

 

Zusätzliche Maßnahmen (optional, als alleinige Therapie ungeeignet!)

 

Obwohl grundsätzlich nicht erforderlich und teils ohne (ausreichendem) Wirkungsnachweis, können Zusatztherapien erfahrungsgemäß überlebenswichtig für die Maus sein - nämlich indem sie deren BesitzerInnen(!) "bei Laune" halten!

Nach einer Odyssee durch bekannte deutsche Mäuseforen und -Internetseiten, bzw. angesichts eines dadurch nun schon schwer geschädigten und stark leidenden Tieres, sind BesitzerInnen häufig mit den Nerven am Ende und verständlicherweise drauf und dran, ihr Tier endlich von seinen Qualen erlösen zu lassen.
Zu häufig musste ich das leider auch "mitansehen" bzw. kam zu spät.

In solchen Fällen halte ich es daher für wichtig, BesitzerInnen das Gefühl zu geben, auch selbst und ganz direkt "etwas tun" zu können, anstatt nach erfolgtem Krallenschneiden erstmal "hilflos" abwarten zu müssen - und seien es nur wenige Tage. Ihrem Tier selbst und täglich welches Mittel auch immer einzugeben, kann hier also sehr helfen, und sei es aufgrund eines Besitzer-Placebos.

Antioxidantien

Da diese Gruppe von Verhaltensstörungen stark mit oxidativem Stress in Zusammenhang steht, kann Studien zufolge sowohl Rasieren als auch zwanghaftes Kratzen / Ulzerative Dermatitis allein durch zusätzliche Gabe von Antioxidantien vollständig geheilt werden, wenngleich letzteres meist nur in etwas weniger als der Hälfte der Fälle (eine Ausnahme scheint Acetylcystein darzustellen, welches zwar fast allen Tieren zu helfen scheint, das dafür aber nur geringfügig und sehr langsam).

 

Über ein soziales Netzwerk hatte ich vor einigen Jahren (Studien zum Krallenschneiden leider nochnicht kennend) erstmals einer HalterIn mit schwer betroffenem, schon austherapiertem Tier daher das Antioxidans Vitamin E empfohlen. Der Mäuserich hatte tatsächlich Glück und erwies sich als einer jener Fälle, bei welchen Antioxidantien anschlagen. 

Da es aufgrund seines schlechten Allgemeinzustandes so sehr "eilte" und die letzte Chance war, hatte die Halterin das Vitamin allerdings lebensgefährlich stark überdosiert, und zusätzlich sogar direkt in die Wunde getropft.

Schon binnen weniger Wochen war seine einst sehr große Rückenwunde vollständig verheilt und das Tier fit, ohne jegliche weitere Therapie (sogar das Antibiotikum, welches das Tier aufgrund der enormen Größe der Wunde zuvor über lange Zeit bekommen hatte, wurde schon vor Beginn der Vit. E-Gabe abgesetzt)!

Später bekam ich allerdings die Rückmeldung, dass das Tier leider schon bald nach dem Absetzen des Vit. E wieder vermehrt zu kratzen begann,  der weitere Verlauf ist mir nicht bekannt.

 

Eine jüngere Studie zu Vit. E besagt außerdem dass die gleiche Dosis, füttert man sie C57BL/6 Mäusen vorbeugend schon ab dem Absetzalter zu, das Gegenteil bewirkt und die Tiere dadurch sogar viel eher kratzen!
(Ähnliches ist auch für Vit. A nachgewiesen.)

 

Zur Vorbeugung bei dazu veranlagten Tieren ist Vit. E also ungeeignet und ein eventueller Gewöhnungseffekt, genau wie auch der langfristige Erfolg, bleibt vorerst fraglich.

 

 

Für meine eigenen Kratzmäuse habe ich das Antioxidans Taurin gewählt (und auch schon erfolgreich weiterempfohlen), welches nämlich, ganz im Gegensatz zu Vit. E und anderen, auch langfristig und nebenwirkungsfrei in hohen Dosen gegeben werden kann. Dieses ist z.B. für Katzen pur in Pulverform im Tierhandel erhältlich, von höherer Reinheit bzw. besserer Qualität ist in aller Regel aber Taurinpulver für Menschen aus dem Sportbedarf und insbesondere der Apotheke.
Taurinpasten aus dem Tierhandel sind zwar oft besonders leicht zu verabreichen, nachteilig ist aber die für diesen Zweck geringe Dosis (z.B. 6000 IE Taurin bei der bekanntesten Katzen-Taurinpaste), zweitens ist der Fettgehalt von Pasten generell sehr hoch (meist mehr als 1/3!), was für Kratzmäuse wiederum ungünstig ist (siehe unten), genau wie die darin eventuell zu hoch dosierten Vitamine A und E.

Das Antioxidans Vitamin C (für Mäuse anders als für uns Menschen kein Vitamin!) ist für Mäuse schon in vergleichsweise geringen Dosen toxisch und führt schnell zu Verdauungsproblemen. Zumindest als alleiniges Antioxidans ist es also wohl eher nicht geeignet.

Dosierung (und maximale Anwendungsdauer) von Antioxidantien jeweils beachten, genau wie die individuelle Verträglichkeit!

Taurin-Paste ist für Mäuse ein Leckerbissen und daher meist sehr leicht zu verabreichen. Diese ehemalige Kratzmaus  war zu dem Zeitpunkt schon fast 2 Jahre "trocken" und darf sie daher "einfach so" naschen.
Taurin-Paste ist für Mäuse ein Leckerbissen und daher meist sehr leicht zu verabreichen. Diese ehemalige Kratzmaus war zu dem Zeitpunkt schon fast 2 Jahre "trocken" und darf sie daher "einfach so" naschen.

Beschäftigung und Ablenkung

Tipps

Medical Training - Krallen-/Zähnekürzen auf freiwilliger Basis

Umgang mit (mäuseunkundigen) TierärztInnen

Wahl des Werkzeugs

Fotodokumentation

Vorbeugung

Von erstaunlich großem Einfluss, sowohl auf die Auftrittswahrscheinlichkeit als auch den Schweregrad von UD bei dazu veranlagten Mäusen, scheint mehreren Studien zufolge die Ernährung zu sein (was übrigens auch erklären könnte, warum unter anderem UD bei Mäusen aus dem deutschsprachigen Raum bzw. der entsprechenden Online-Szene, inzwischen sehr viel häufiger und auch in viel schwererer Ausprägung auftritt als überall sonst).

 

So scheint ein Missverhältnis oder Mangel an Mineralstoffen, allen voran Calcium, sowie damit in Zusammenhang stehender Vitamin D - Mangel, das Auftreten dieser Krankheit zu potenzieren.
Auch ein hoher Fett- und Gesamtenergiegehalt des Futters (bei ad libidum Fütterung) scheint sich sehr nachteilig auszuwirken.

Und ein sowohl zu niedriger- als auch zu hoher Gehalt an Vit. A und - siehe oben - Vit. E scheint den Krankheitsausbruch ebenfalls zu befördern.

 

Futtermischungen von Laien-Onlinehändern oder Rezepte privater Mäuse-Internetseiten, jeweils "frei von Zusatzstoffen", sind unter anderem aufgrund ihres extrem schlechten Ca:P-Verhältnisses und sogar komplett fehlenden Vit. D's also insbesondere für Kratzmäuse bzw. dazu veranlagte Tiere mehr als ungeeignet.

 

Kalorienreduziertes, fettarmes und mineralstoffreiches Futter erwies sich dagegen als besonders günstig.

HalterInnen gefährdeter oder schon betroffener Tiere können geeignetes Futter grob an den auf der Verpackung stets angeführten Weender-Analysewerten erkennen und untereinander vergleichen: der Anteil an Rohfett sollte möglichst gering sein, der an Rohasche (entspricht der Summe der Mineralstoffe) sowie Vit. D dagegen hoch.

Der Gehalt an Calcium (Ca) muss unbedingt (und bei Kratzmäusen auch möglichst deutlich) höher sein als der an Phosphor (P)!
(Futtersorten und -Rezepte ohne angeführter Weender-Analyse sind unseriös und sollten daher ohnehin gemieden werden.)

 

Neben entsprechendem Laborfutter (z.B. von Altromin oder Ssniff), welches jedoch nur schwer in haushaltsüblichen Mengen erhältlich ist, erfüllen auch etliche Futtersorten aus dem Zoohandel diese Kriterien relativ gut, z.B. Rattenpellets der Marke Supreme Science Selective (Rohfett 4%, Rohasche 5%, Ca 0,6%, P 0,4%, Vit. D 1500 IE/kg) und besonders "Crispy Pellets" von Versele-Laga (Rohfett 4%, Rohasche 6,5%, Ca 1,1% P 0,8%, Vit. D 2000 IE/kg), welche auch meine eigenen, "trockenen" Kratzmäuse als Hauptfutter erhielten. Zusätzlich bieten sich je nach Bedarf handelsübliche Mineralstoffsupplemente an.


Bei Verwendung von Mischfutter - grundsätzlich geeignet wären z.B. das Futter "Rennmaustraum" von Bunny (Rohfett 4%, Rohasche 5,5%, Ca 0,6%, P 0,4%, Vit. D 620 IE) und etliche Eigenmarken von Baumärkten und Zoohandungsketten - muss sichergestellt sein, dass die enthaltenen Pellets oder Extrudate von den Tieren nicht übrig gelassen sondern vollständig mitgefressen werden (was sehr häufig nicht der Fall ist)!

 

Von ad libidum Fütterung ist insbesondere bei "reinrassigen" C57BL/6 Mäusen generell eher abzuraten (und somit schon allein deshalb von einer Vergesellschaftung mit Farbmäusen).

Quellen (Auswahl):

 

Hintergrund und Behandlungsmöglichkeiten:

 

Toenail trim saves lab mice from common, life-threatening skin condition

 

A "Pedi" Cures All: Toenail Trimming and the Treatment of Ulcerative Dermatitis in Mice

 

Retrospective Evaluations of Nail Trimming as a Conservative Treatment for Ulcerative Dermatitis in Laboratory Mice

 

Systematic Literature Review of Risk Factors an Treatments for Ulcerative Dermatitis in C57BL/6 Mice

 

Scratching Responses to Epidermal Injury in C57BL/6, DBA/2, BALB/c, and CD1 Mice [PDF]

 

The Mouse Who Couldn’t Stop Washing: Pathologic Grooming in Animals and Humans [PDF]

 

Shortening of rat teeth prevents autocannibalization of surgical flaps.

 

A Topical Mixture for Preventing, Abolishing, and Treating Autophagia and Self-Mutilation in Laboratory Rats  [PDF]

 

Antioxidants help treat skin-picking disorder in mice, researcher says

 

Vitamin E as a treatment for ulcerative dermatitis in C57BL/6 mice and strains with a C57BL/6 background

 

The Association of Early Dietary Supplementation with Vitamin E with the Incidence of Ulcerative Dermatitis in Mice on a C57BL/6 Background: Diet and Ulcerative Dermatitis in Mice [PDF]

 

 

weitere Risikofaktoren und Vorbeugung:

 

Nutritional up-regulation of serotonin paradoxically induces compulsive behavior [PDF]

 

Experimental analysis of risk factors for ulcerative dermatitis in mice [PDF]

 

Ulcerative Dermatitis in C57BL/6NCrl Mice on a Low-Fat or High-Fat Diet With or Without a Mineralized Red-Algae Supplement [PDF]

 

 

Bilder und Bericht: Krallen vor und nach dem Kürzen

 

Bild: Schneidezähne von Mus musculus