Tipp: Deine Webseite ohne Werbung:

Upgrade zu JimdoPro

Hinweis!

Du hast noch Fragen oder Probleme beim einloggen? Dann klick bitte hier.

Warum "artgerechtes" Futter tötet - Teil 2

 

Dass ich auf den zweiten Teil dieser Artikelserie - es geht diesmal wie angekündigt um

 

Eiweiße (Proteine) 

- so lange warten ließ und bis dahin lieber Niedliches über Stachel- und Knirpsmäuse berichtete, hat persönliche Antipathiegründe, die ihr hiermit bestimmt gut nachvollziehen könnt...


Genau wie Zucker bestehen auch Proteine aus Ketten (Polymeren) von Einzelbausteinen (Monomeren).

Während Zuckermoleküle aber total simpel aufgebaut sind und alle so gut wie gleich aussehen - weshalb sie sich alle einfach unter dem Begriff "Kohlenhydrate" zusammenfassen lassen - bestehen Proteine nicht aus Ketten gleichartiger Einzelbausteine, sondern aus insgesamt gleich 21 verschiedenen, nämlich den unterschiedlichen Aminosäuren. Diese elendslangen Ketten sind noch dazu sehr viel verwurschtelter als die von Zucker, sie sehen ungefähr so aus wie eine dieser spiralförmigen Faschingsgirlanden, nachdem man sie nach der Party vom Boden aufgekehrt hat. Die Verwuschtelung dieser scheinbar völlig wirren Knäuel ist aber wirklich alles andere als zufällig, sondern muss jeweils exakt so sein, damit das Protein "funktioniert". Und fehlt auch nur eine einzige dieser Aminosäuren, verwurschtelt sich die Aminosäurenkette nicht genau so wie sie soll und das komplette Protein ist daher "kaputt". Ist so als wenn im Bausatz eines angelieferten Möbelstücks eine wichtige Schraube fehlt - dann hält das ganze, riesige Ding nicht, so klein und unwichtig uns die eine Schraube auch erscheinen mag.

 

Stachelmaus im Proteinbad: Roggen zählt zu den für Mäuse hochwertigsten Proteinquellen.
Stachelmaus im Proteinbad: Roggen zählt zu den für Mäuse hochwertigsten Proteinquellen.

 

Proteine sind also viel, viel kompliziertere Moleküle als Zucker! Und das gilt "sogar" für ihre kleinen Einzelbausteine, die Aminosäuren:

 

Denn lasst euch nicht vom Namen täuschen - dass alle Aminosäuren wie der Name schon sagt eine Amino- und eine Carboxylgruppe (= Säuregruppe) tragen, ist auch schon deren einzige Gemeinsamkeit, der Rest des Moleküls sieht dagegen bei jeder Aminosäure anders aus. Und da diese beiden funktionellen Gruppen im fertigen Protein ja sowieso für die Peptidbindungen herhalten müssen - auf gut Deutsch halten sie mit den jeweiligen Nachbaraminosäuren ganz fest Händchen und haben somit eh kein weiteres Händchen mehr frei mit welchem sie nach irgendwas greifen könnten (außer natürlich die erste und die letzte in der Kette) - kommt es auch genau auf diesen Rest an. Aus diesem ergeben sich schließlich die chemischen Eigenschaften einer Aminosäure, und die Summe dieser chemischen Eigenschaften macht wiederum die des jeweiligen Proteins aus...

Ich selbst hatte deshalb schon das Vergnügen, alle Aminosäuren komplett auswendig lernen zu müssen. Das heißt nicht nur mit Namen samt der jeweils 2 verschiedenen Abkürzungscodes, sondern auch die zugehörige Struktur bis aufs letzte Atömchen und die letzte Ladung. Bei der Gelegenheit stellt man wohl oder übel fest: da gibt's kein wirkliches System dahinter an welchem man sich orientieren könnte, es ist einfach keine Aminosäure wie die andere und Punkt.

 

Das bedeutet somit auch: Es ist im Unterschied zum Zucker keineswegs "egal" welche Proteine (und damit welche Aminosäuren) man seiner Maus im Futter zur Verfügung stellt und welche nicht - Aminosäure ist eben nicht Aminosäure!

 

Beim Zucker ist es vom Prinzip her ja eigentlich wurscht woher ihn die Maus kriegt, sei es aus im Garten liebevoll gezogener Biohirse oder knallpinken Marshmallows vom Kinderfang-Regal an der Discounterkasse - ein Glucosemolekül ist schließlich ein Glucosemolekül, der Körper kann ja nicht "wissen" wo das ursprünglich her stammt. Wichtig für uns ist nur ob der Zucker für die Maus überhaupt verdaulich ist (also z.B. als Stärke) oder nicht (z.B. als Zellulose), was wiederum allein davon abhängt, ob ein bestimmtes "Schwänzchen" am Molekül nach oben oder nach unten steht. Steht es nämlich in die "falsche" Richtung, ist der Zucker, obwohl exakt genauso wertvoll für die Maus, leider wortwörtlich für's Mäuseklo und die Maus muss ihn ungenutzt passieren lassen, weil ihr das passende Enzym (was das ist erfahrt ihr gleich) für die Aufspaltung der Zuckerkette durch Wasser (also die schon im ersten Teil erwähnte Hydrolyse) fehlt.

 

Na wenigstens dieses Problem hat man bei Proteinen nicht. Zwar können Aminosäuren sehr wohl spiegelverkehrt sein (man nennt sie dann jeweils L-Form oder D-Form), proteinogen (also Proteine bildend) ist aber sowieso ausschließlich die L-Form, für welche die passenden Enzyme natürlich vorhanden sind. Anders als Zucker kann die Maus also prinzipiell alle Proteine verdauen.

Worauf es bei Proteinen stattdessen ankommt ist, aus welchen Aminosäuren sie bestehen, bzw. ob die Maus auch wirklich all die kriegt die sie braucht. Denn nicht alle kann sie sich zur Not auch selber basteln, manche muss sie, zumindest in bestimmten Lebensphasen, zwingend mit der Nahrung aufnehmen (dann nennt man diese essentiell).

 

 

 

Wozu überhaupt Proteine?

Proteine finden sich wirklich überall im Körper, die Maus ist von Kopf bis Zeh prallvoll damit! Eine Maus muss also schonmal reichlich Proteine futtern, um überhaupt erst zur Maus heranzuwachsen und eine zu bleiben.

Und dieser Körper würde ohne Proteine noch dazu keinen Sekundenbruchteil länger funktionieren können, denn auch Enzyme, die Katalysatoren im Mäusekörper, sind schließlich Proteine - somit sind sie an jedem einzelnen der unzähligen Stoffwechselvorgänge im Körper beteiligt! Ohne Proteine wäre das Mäuseleben also völlig unmöglich.

 

 

Mäusehalter können sich die Funktionsweise von Enzymen ungefähr so vorstellen:

 

Angenommen ihr wollt eurer scheuen, blitzschnell rumwuselnden Maus in einer großen, gut strukturierten Voliere Medizin ins Mäulchen eingeben. Kein Problem, nix leichter als das, Spritze ins Maul und abdrücken... oder?

 

In der Realität ist das nicht so simpel wie am Papier, da es "einfach so" wohl nie dazu kommen wird, dass die rumflitzende Maus mal rein zufällig mit offenem Maul genau in die Spritze rennt und ihr in dem Moment abdrückt. Ihr müsst also eure gewölbte andere Hand über die Maus stülpen um sie in der gewünschten Position zu halten, sonst wird das ja in tausend Jahren nix! Enzyme entsprechen genau dieser, gewölbten Hand, die etwas fängt und in die gewünschte Position bringt - nur dass es sich dann eben um irgendwelche Moleküle handelt, z.B. zu hydrolysierende Polymere aus unserer Nahrung. Praktisch ist wenigstens, dass Enzyme dabei genauso wenig "verbraucht" werden wie eure Hand, ihr könnt euch nach dem Loslassen also sofort die nächste Maus damit krallen...

 

Aber angenommen ihr habt auch noch einen Wellensittich, eine Meersau und eine Katze, die heute ein Medikament brauchen. Dann bringt euch eine in Farbmausform gewölbte linke Hand rein garnix, denn zum Festhalten jedes einzelnen Tieres ist schließlich ein spezieller Griff nötig. Genauso verhält es sich wiederum mit Enzymen - für jeden einzelnen Stoffwechselvorgang im Körper wird also ein eigenes Enzym mit exakt darauf abgestimmter "Wölbung" benötigt (es handelt sich hier übrigens tatsächlich auch "in echt" um eine Einbuchtung im Proteinknäuel, genannt "aktives Zentrum"). Und denkt daran: fehlt wie gesagt auch nur eine Aminosäure, kann es vom Körper nicht hergestellt werden und somit der Stoffwechsel nicht richtig funktionieren!

 

 

Und natürlich haben Proteine aber auch viele weitere Hobbys, welche sie euch bei Interesse in diesem Video vorstellen: 

 

Wie unabdingbar Proteine also in jeder Millisekunde des Lebens sind, lässt sich wohl oder übel am besten dann veranschaulichen, wenn was damit "nicht stimmt":

 

Sind einzelne eurer Proteine "falsch" zusammengefaltet bzw. habt ihr euch versehentlich ebensolche einverleibt (man nennt sie dann Prionen) torkelt ihr Blödsinn lallend durch die Gegend bevor ihr irgendwann tot umfallt, denn dann habt ihr euch Rinderwahn eingefangen.

 

Wesentlich schneller hinter euch habt ihr's aber, wenn ihr zum Mittagessen heute ein leckeres Knollenblätterpilz-Rezept ausprobiert habt. Denn das Gift dieses Pilzes ruiniert sozusagen die "Protein-Strickmaschine". Der Körper kann die Strickvorlage (in Form des genetischen Codes), anhand derer er sich seine Proteine aus den einzelnen Aminosäuren stricken soll, nämlich nichtmehr ablesen, die Proteinproduktion ist daher für immer zu Ende... und somit auch hier zwangsläufig und binnen kürzester Zeit das Leben.

Mmm, lecker, schmeckt am besten paniert! Das schreibe ich in der Hoffnung, dass dadurch die Leute weniger werden, die immer alles glauben was im Internet steht.
Mmm, lecker, schmeckt am besten paniert! Das schreibe ich in der Hoffnung, dass dadurch die Leute weniger werden, die immer alles glauben was im Internet steht.

 

Ihr wollt kein Gemüse essen, sondern stattdessen von einem auf den anderen Moment höchst selbst zum Gemüse werden? Wie das geht, zeigt das recht aktuelle Beispiel des Vergiftungsfalles eines Doppelagenten und dessen Tochter. Die Moleküle des verwendeten Giftes "besetzen" nämlich dauerhaft das aktive Zentrum von Enzymen, oder in obige "Mäusesprache" übersetzt: irgendwelche klobigen Legobausteine pappen mit Superkleber in der Handfläche, sodass diese keine weitere Maus mehr festhalten kann - Ergebnis: nichts geht mehr, von jetzt auf gleich steht das System, und somit das Leben, still.

 

 

 

Also... anhand der bisherigen Information: Was würdet ihr eurer Maus wohl zu fressen geben, hättet ihr, wie vielleicht auch tatsächlich der Fall, noch keine näheren Informationen darüber, welche Aminosäuren nun für die Maus essentiell sind (somit also zwingend von außen zugeführt werden müssen) und welche nicht, bzw. in welchen Lebensphasen welche Aminosäuren essentiell sind und in welchen nicht, und wieviel Proteine eine Maus überhaupt braucht? Wahrscheinlich würdet ihr auf Nummer sicher gehen wollen und eurer Maus proteinreiches Futter anbieten, am besten z.B. auch tierische Kost wie Insekten, damit sie bloß keinen Mangel hat.

Tja, genau das dachte man sich zu früheren Zeiten auch bezüglich Labormäusen. Man wusste ursprünglich ja noch nicht genau wieviel Proteine Mäuse brauchen, also stellte man ihnen vorsichtshalber Laborfutter mit einem hohen Proteinanteil von bis zu 30% zur Verfügung. Damit schien man zunächst goldrichtig zu liegen, die Mäuse gediehen bestens, wirkten kerngesund, hatten reichlichen Nachwuchs... Doch wie sich herausstellte hatte die Sache einen klitzekleinen Haken: proteinreich ernährte Mäuse erwiesen sich als nur für Kurzzeitstudien geeignet, nicht aber für Langzeitstudien, da sie dafür einfach viel zu kurzlebig waren!

 

 

Ursache für die verminderte Lebenserwartung zu proteinreich ernährter Mäuse ist, dass bei der Verstoffwechslung von Proteinen (die schließlich Stickstoffverbindungen sind) unheimlich viel schädlicher "Giftmüll" (in Form von giftigem Ammoniak) anfällt, den die Maus auf schnellstem Wege aus sich raus spülen muss, indem sie ihn in der Leber in unschädlichen Harnstoff umwandelt und diesen sodann über die Nieren ausscheidet.

Plötzlich harmlos: Harnstoff könnte man sich sogar ins Gesicht schmieren wenn man will, was auch immer das bringen soll. In Kosmetikprodukten wird ein hoher Harnstoffgehalt aber meist mit dem englischen Begriff "Urea" beworben. Keine Ahnung warum.
Plötzlich harmlos: Harnstoff könnte man sich sogar ins Gesicht schmieren wenn man will, was auch immer das bringen soll. In Kosmetikprodukten wird ein hoher Harnstoffgehalt aber meist mit dem englischen Begriff "Urea" beworben. Keine Ahnung warum.

 

Das ist übrigens auch der Grund warum Proteine Mäuse so furchtbar durstig machen und sie bei proteinreichem Futter viel mehr urinieren (müssen). Durch eine solche Überbelastung gehen Leber und Nieren aber auch verfrüht kaputt... und aus die Maus!

Und das ist einer der Gründe, warum wir beim Thema Proteine nun schon ein kleines bisschen in Richtung des auf den ersten Blick vielleicht etwas zu "radikal" gewählten Titel dieser Artikelserie kommen.

 

 

 

Während sich unsere Zimmerpflanzen über die stickstoffreichen Ausscheidungen unserer Tiere als Dünger unheimlich freuen, wachsen unsere Mäuse damit nicht schneller, sondern dieser vermehrte "Giftmüll" bereitet unseren Mäusen im Gegenteil selbst noch außerhalb ihres Körpers erhebliche Unannehmlichkeiten. Denn mit Hilfe eines Enzyms namens Urease wird der ausgeschiedene, bis dahin wie gesagt völlig harmlose Harnstoff wiederum zu giftigem Ammoniak hydrolysiert, welcher die Atemwege unserer Mäuse verätzt. Gänzlich verhindern kann man das nicht, aber eindämmen indem man auf angepassten Proteingehalt im Futter achtet sowie auch darauf, dass die Luftfeuchtigkeit im Käfig nicht übermäßig ansteigen kann, z.B. durch gute Belüftung und möglichst saugfähigen Untergrund. Nutzt z.B. im voll besetzten Schlafhäuschen unserer Haustiermäuse, insbesondere "unreinlicher" Arten wie Farbmäusen, allerdings eher wenig.

Auch die Erziehung zu "Stubenreinheit" ist viel mehr als eine bloße Mäusezirkusnummer, sondern wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden!
Auch die Erziehung zu "Stubenreinheit" ist viel mehr als eine bloße Mäusezirkusnummer, sondern wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden!

 

In praktisch jedem guten Mäusefutter sind heutzutage daher bestimmte Zusatzstoffe (wie Yuccaextrakte) enthalten, welche die Entstehung von giftigem Ammoniak sowohl inner- als auch außerhalb des Mäusekörpers laut einiger Studien vermindern können.

Erfreuliche "Nebenwirkung" für uns Menschen ist, dass der Käfig bzw. dessen Einrichtung dann auch weniger nach Ammoniak (entspricht der Duftnote Bahnhofsklo) riecht, womit Nagerfutterhersteller auf der Packung manchmal werben. Zugute kommt das allerdings vorallem Gesundheit und Wohlbefinden der Maus! Bei als "geruchsmindernd" ausgewiesenen Zusatzstoffen handelt es sich also auch diesmal nicht um "unnötige, schädliche Chemie", wie in der Online-Mäuseszene gewöhnlich gemutmaßt.

Dennoch muss ich euch enttäuschen: auf den Eigengeruch der jeweiligen Mäuseart, also z.B. den von Farbmausböcken, hat Yucca & Co. leider garkeinen Einfluss. Eigentlich ist es nämlich nicht der Urin selbst der das berüchtigte "Eau de Bock" verbreitet, sondern auf gut Deutsch der Vorhautkäse (bzw. der Inhalt ihrer Präputialdrüsen), den sie in den Urin abgeben. Vielleicht empfindet ihr Bockgestank dank dieser Information aber nun als etwas weniger unangenehm? Gern geschehen!

Durch Zusatzstoffe eingedämmt werden kann also nicht das Eau de Maus selbst, sondern "nur" das Eau de Bahnhofsklo!

 

 

 

Aber auch diese unerfreuliche Nebenwirkung zu hohen Proteinkonsums ist noch nicht alles, denn zusätzlich kann auch noch der "Verpackungsmüll" der Gesundheit unserer Mäuse abträglich sein. 

Für Nilstachelmäuse das wichtigste an lebenden Insekten: der Spaßfaktor.
Für Nilstachelmäuse das wichtigste an lebenden Insekten: der Spaßfaktor.

 

Grundsätzlich sind Proteine tierischer Herkunft von der Maus viel einfacher zu verwerten, da sie ihren eigenen, körpereigenen Proteinen in der Regel viel eher gleichen als die von Pflanzen (wobei es aber auch sehr hochwertige Pflanzenproteine gibt, welche stattdessen in Mäusefutter Verwendung finden, z.B. Soja). Werden tierische Proteine bei der Verdauung in ihre Aminosäuren zerlegt, kommen diese also quasi schon in der richtigen Menge und Zusammenstellung an. Um nochmal obigen Vergleich mit den Schrauben eines Möbelstücks zu bemühen: Wird ein zelegter Ikeakasten geliefert, tut ihr euch beim Zusammenbauen natürlich viel leichter und seid viel schneller als wenn irgendwelche ungeordneten Teile aus dem Baumarkt ankommen, von denen ihr die Hälfte eh nicht braucht und wieder andere Teile fehlen vielleicht ganz...

Allerdings enthält der restliche Tierkörper auch Stoffe, die für unsere Haustiermäuse im Übermaß schädlich sind, z.B. den meist zu hohen Anteil an Fett und hier insbesondere gesättigten Fettsäuren und Cholesterin (was an denen wiederum so problematisch sein kann, erfahrt ihr dann im Fettartikel), sowie bestimmte, krebserregende Stoffe.

 

Hersteller von gutem bzw. für Langzeitstudien konzipiertem Laborfutter (sowie teils Mäusefutter-Hersteller außerhalb des deutschsprachigen Raumes) werben daher sowohl damit, dass ihr Futter garantiert frei jeglicher tierischer Bestandteile sei, als auch einen besonders niedrigen Proteingehalt aufweise - beides schließlich der Gesunderhaltung und somit Lebenserwartung von Mäusen zuträglich, die wiederum Voraussetzung für Langzeitstudien ist.

Obwohl auch wir unseren Mäusen in Haustierhaltung gewöhnlich exakt dasselbe, also möglichst lang bei guter Gesundheit zu bleiben, bzw. eine hohe Lebenserwartung, "abverlangen", deren Futter von der Zusammensetzung her also möglichst dem für Langzeitstudien konzipierten Laborfutter gleichen sollte, werben Hersteller von Haustier-Mäusefutter im deutschsprachigen Raum oft sogar mit dem exakten Gegenteil, also einem besonders hohen Proteingehalt sowie reichlich enthaltenen, tierischen Bestandteilen... sie "müssen" es wiedermal, aufgrund entsprechender, seit Internet-Zeiten grassierender Fehlinformationen.

Um eine Maus gut mit allen essentiellen Aminosäuren zu versorgen, braucht es nicht zwangsläufig tierische Bestandteile im Futter!

Handelt es sich um Markenfutter und ist dieses als "Alleinfutter" deklariert, muss (und soll) man daher nicht auch noch Insekten oder was auch immer zufüttern, schon garnicht wenn man ausgewachsene Mäuse ohne Zuchtgedanken hält. (Vorsicht, auch Onlinehändler von sogenannten "artgerechten" Futtermischungen bezeichnen diese bisweilen gesetzeswidrigerweise als "Alleinfutter" - das jedoch ist falsch, es handelt sich hierbei immer um bloße Ergänzungsfuttermittel!)

 

Ist das Futter rein pflanzlich, wird der Proteingehalt in der Regel allerdings insgesamt höher sein (müssen), also nicht wundern wenn z.B. Farbmausfutter, wenn rein pflanzlich, bei einem Proteingehalt von 14 oder gar 16% noch als "low-protein" beworben wird (wären die Proteine tierisch, würden einer Farbmaus theoretisch schon unter 10% dicke reichen).

Ursprünglich als Hochleistungs-Zuchtfutter konzipiertes Mäusefutter ohne tierische Bestandteile. Der Proteingehalt ist entsprechend hoch - deutlich zu hoch für erwachsene Farbmäuse in reiner Haustierhaltung.
Ursprünglich als Hochleistungs-Zuchtfutter konzipiertes Mäusefutter ohne tierische Bestandteile. Der Proteingehalt ist entsprechend hoch - deutlich zu hoch für erwachsene Farbmäuse in reiner Haustierhaltung.

 

Außerdem werben insbesondere gute, erfahrene Nagerfutterhersteller inzwischen auch immer häufiger damit, dass ihr Futter auf das Lebensalter des Tieres abgestimmt sei. Wie auf Hundefutter & Co. finden sich inzwischen auch auf Nagerfutter-Packungen Bezeichnungen wie "Adult", "Junior", "All Ages" und "Senior".

Auch hier mag man vielleicht, wie bei obigen, geruchskillenden Zusatzstoffen, zunächst einen bloßen Werbegag dahinter vermuten. "Sogar" Hundehalter hörte ich so manches Mal witzeln, das wäre doch Blödsinn, in der Natur gäbe es schließlich auch kein "Junior"-Futter...

In Wahrheit ist es aber exakt umgekehrt:

In der Natur gibt es NUR "Junior-", aber kein "Adult-" oder gar "Senior-" Futter!

Auch und sogar insbesondere unseren Mäusen ist aufgrund ihrer Fortpflanzungsstrategie, die da lautet "Masse statt Klasse" (in einem späteren Artikel werde ich noch darauf zurück kommen), völlig egal bei welcher Gesundheit sie wie alt werden würden, denn darauf sind sie ohnehin in keinster Weise ausgelegt. Mäuse wollen nämlich nicht wie wir bei der Betreuung ihrer Enkelkinder mithelfen und sie mit Mäuseabenteuergeschichten von früher langweilen. Der einzige "Sinn des Lebens" von Mäusen besteht stattdessen darin, so früh wie nur möglich damit anzufangen, so viele Babies wie nur möglich in so kurzer Zeit wie nur möglich aufzuziehen! Dafür braucht es natürlich Nahrung, die viel proteinreicher ist als es für Mäuse, die kinderlos in der Gegend rumsitzen, z.B. unsere im Käfig eingesperrten, hoffentlich enthaltsamen Haustierchen überhaupt gesund wäre. Denn:

 

 

Proteine sind vorallem dann nötig, wenn etwas aufgebaut wird.

Einen deutlich erhöhten Proteinbedarf haben somit z.B. im Wachstum befindliche Mäuse, Mäuse die krank waren und jetzt wieder an (Muskel-)Masse zulegen müssen, Mäuse die trächtig sind, Mäuse die säugen und somit Muttermilch produzieren müssen, usw. 

 

Derselbe Proteingehalt der von Mäusen in bestimmten Lebensphasen dringend benötigt wird, führt bei Mäusen in anderen Lebensphasen wiederum zu Gesundheitsschäden und verminderter Lebenserwartung!

Genau das ist das riesen Problem an "Einheits-Mäusefutter" für alle Altersgruppen und Lebenslagen (und bezieht sich teils auch auf andere Inhaltsstoffe wie Mineralstoffe, Fette usw.), welches in der deutschsprachigen Mäuseszene aber noch nicht als solches bekannt zu sein scheint. Anders als inzwischen z.B. für Kaninchen oder Chinchillas, ist für Mäuse daher mangels Nachfrage im deutschsprachigen Raum leider noch kein auf das Lebensalter abgestimmtes Futter erhältlich.

Jedes erhältliche Mäusefutter ist für Mäuse in reiner Haustierhaltung somit zu proteinreich!

Schließlich sind Mäuse wenn man sie erwirbt mitunter noch nicht vollständig ausgewachsen, oder vermehren sich sogar beabsichtigt oder unbeabsichtigt, und auch diesen Tieren muss ein Alleinfutter von Gesetzes wegen gerecht werden, wenn es für alle Mäuse ausgewiesen ist.

Auch Milchproteine sind für Mäuse besonders wertvoll. Sie finden sich daher nicht nur in Eiscreme, sondern bisweilen auch in Mäusefutter unter Bezeichnungen wie "Käse" oder "Milch- und Molkereierzeugnisse".
Auch Milchproteine sind für Mäuse besonders wertvoll. Sie finden sich daher nicht nur in Eiscreme, sondern bisweilen auch in Mäusefutter unter Bezeichnungen wie "Käse" oder "Milch- und Molkereierzeugnisse".

 

Und umgekehrt bedeutet das: Bitte keine Panik, wenn ihr z.B. als Tierschutz-Pflegestelle an hoch trächtige Mäusinnen geratet, die bisher "keine Proteine" (man meint damit: keine zusätzlichen Insekten zum Hauptfutter) erhalten haben! Wurden sie bis dahin mit sogenanntem "Kauffutter", also stinknormalem, als Alleinfutter für alle Lebensphasen ausgewiesenem Mäusefutter aus dem Handel ernährt und dürfen sie das vorallem auch weiterhin futtern (anstatt Mischungen von "Mäuse-Wikis", "erfahrenen Haltern", einschlägiger Onlineshops und anderen Laien!), sollte ihr Proteinbedarf damit abgedeckt (bzw. alle für sie essenziellen Aminosäuren enthalten) sein, auch dann, wenn in den Inhaltsstoffen keine tierischen Bestandteile angeführt sind. (Wäre das nicht der Fall, hätte die Maus schließlich garnicht erst hoch trächtig werden können.)

Schmeißt ihr die Maus nämlich stattdessen, wie üblich, nun plötzlich und für sie noch dazu ungewohnterweise mit proteinreichem Zusatzfutter (z.B. Insekten) förmlich zu, bedeutet das nicht nur eine große, unnötige Zusatzbelastung für den Stoffwechsel, sondern kann das Gegenteil von dem bewirken was man sich erhofft: eine Maus deren Körpergewicht einbricht und deren Appetit deutlich nachlässt. Beides kann sie gegen Ende einer Trächtigkeit gelinde gesagt nicht brauchen, ist bei ungewohnt hoher Proteinzufuhr aber initial der Fall (später normalisieren sich Körpergewicht und Appetit wieder). "Ganz nebenbei" ziehen ihr z.B. Insekten aufgrund ihres zumeist schlechten bis katastrophalen Calcium-Phosphor-Verhältnisses (z.B. Mehlwürmer) förmlich das Calcium aus den Knochen (genaueres hierzu in einem der noch folgenden Artikel), auch das kann eine hochträchtige Maus wirklich so garnicht gebrauchen...

 

Eine trächtige Maus, welche nun ausgerechnet in dieser Lebensphase plötzlich mit vermeintlich "artgerechtem" Futter "ohne Zusatzstoffe", im schlimmsten Fall kombiniert mit reichlich Mehlwürmern, versorgt wird, hat wirklich jede Menge an schwerwiegenden bis hin zu lebensbedrohlichen Problemen (darunter z.B. Magnesiummangel, durch welchen eine frischgebackene bzw. säugende Mäusemutter ohne Vorzeichen von jetzt auf gleich tot umfallen kann!), vermeintlicher Proteinmangel dürfte davon mit Abstand ihr geringstes sein... Genaueres später in entsprechenden Artikeln.

 

 

 

Kurzzusammenfassung also:

 

Welche Proteine sollten in Mäusefutter enthalten sein und wieviel davon?

 

Welchen Anteil Proteine im Mäusefutter einnehmen sollten, kann von Mäuseart zu Mäuseart stark unterschiedlich sein, weshalb ihr entsprechende Prozentangaben am besten Fachliteratur über eure Mäuseart entnehmt. Gewöhnlich machen sie nach Zucker bzw. Kohlenhydraten den zweitgrößten Anteil im Mäusefutter aus.

 

Ganz allgemein bzw. artübergreifend lässt sich jedoch sagen:

 

  • Für trächtige, säugende und heranwachsende Mäuse darf bzw. soll der Proteingehalt des Futters ruhig hoch sein bzw. auch vom Hersteller als "hoch" ausgewiesen werden.

 

  • Für voll ausgewachsene, gesunde Mäuse gilt normalerweise: soviel wie nötig, aber so wenig wie möglich.

 

  • Für alte Mäuse (sowie solche mit bestimmten Erkrankungen, z.B. der Nieren) gilt: nur noch ein Minimum an Proteinen, diese dafür aber von möglichst hoher biologischer Wertigkeit.

 

 

 

 

(Und keine Sorge, beim nächsten Teil, den Fetten, wird es wieder besonders einfach und daher entsprechend kürzer.)