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Dinge, die mich meine Knirpsmäuse lehren

 


Meine beiden Knirpsmäuse Titan und Freundchen haben mir in den letzten Monaten dankenswerterweise gar Spannendes und bisweilen Unerwartetes über ihre Bedürfnisse verraten.
Weil das für das Wohlbefinden ihrer Artgenossen in Gefangenschaft von teils essentieller Bedeutung ist, will ich trotz Zeitmangels schon jetzt beginnen, zumindest ein paar wichtige Punkte aufzuzählen (wird "wie immer" nach und nach ergänzt, in nächster Zeit aber voraussichtlich etwas langsamer als sonst).

 

 

Die Knirpsmaus will alleine wohnen.

Mein Herz ist rein, mein Hirn ist klein, passt niemand rein, ich wohn allein, so soll das sein, ich fühl mich fein!
Mein Herz ist rein, mein Hirn ist klein, passt niemand rein, ich wohn allein, so soll das sein, ich fühl mich fein!

 

In dieser Hinsicht habe ich fast von Anfang an viel mit den beiden experimentiert - schließlich hatte ich mich eben deshalb und für diese Tiere "artwidrigerweise" für gleich zwei Knirpsmausböcke entschieden statt für einen einzelnen.

Unter anderem habe ich sie immer länger strikt (also auch unter bestmöglicher Vermeidung von olfaktorischem Kontakt) voneinander isoliert - erst 4 Tage, direkt im Anschluss 8 Tage, direkt im Anschluss 14 Tage, direkt im Anschluss über einen Monat... und dabei festgestellt:

 

- Die Tiere werden einzeln deutlich weniger ängstlich (da Titan zuvor ein wahres Nervenbündel war, fiel das bei ihm besonders ins Auge)

- Die Tiere "popcornen" wesentlich mehr (= solitäres Spiel)

- Der Testosteronspiegel der Tiere steigt scheinbar deutlich an (zeigt sich äußerlich an der verstärkten Pigmentierung bestimmter Hautareale)

- Die Tiere beschäftigen sich vermehrt mit dem Horten von Futter

...usw.

 

Bis dahin sind also alle ihre Verhaltensänderungen in Einzelhaltung völlig deckungsgleich mit denen von Böcken anderer Mäusearten (z.B. Farbmäuse).

 

Zu erwarten gewesen wäre daher, dass sie sozialen Arten auch noch im "letzten" Punkt gleichen: je länger männliche Mäuse einzeln gehalten werden, desto aggressiver verhalten sie sich gegenüber Geschlechtsgenossen. (Bemerkenswert im hiesigen Zusammenhang: verabreicht man solchen Tieren Antidepressiva, verschwindet die durch die Einzelhaltung verursachte, überhöhte Aggressivität wieder.)

 

Bei Knirpsmäusen scheint das exakte Gegenteil der Fall!

 

Je länger meine Tiere voneinander getrennt waren, desto entspannter waren sie beim Zusammentreffen! Das gilt wohlgemerkt auch für den zuvor ängstlichen Titan (einzeln nun längst eine draufgängerische Neugiernase), und zwar in allen noch so "fiesen" Situationen die ich mir ausgedacht hatte, und bei welchen es unter anderen Mäusearten gewiss Mord und Totschlag gegeben hätte...

Inzwischen habe ich daher "aufgegeben" (nach allen Regeln der Kunst eine Auseinandersetzung zu provozieren ist mir bis heute nicht gelungen) und die Tiere verbringen aus organisatorischen Gründen den nächtlichen Auslauf häufig gemeinsam, ansonsten haben sie ihrem Wohlbefinden zuliebe weiterhin getrennte Käfige. Situationsweise aber, z.B. beim Ausmisten, setze ich sie einfach dem jeweils anderen Bock in dessen unausgemistetem Käfig vor die Nase, das ist ihnen völlig egal - denn wie schon in vorherigen Knirpsartikeln erwähnt scheinen Knirpsmausböcke nicht territorial!

 

Fazit: Knirpsmausböcke haben das wohl unkomplizierteste, für alle Beteiligten "angenehmste" Sozialverhalten das man sich nur vorstellen - und wünschen - kann!

Einzige Regel an welche es sich natürlich zu halten gilt: man sperre Knirpsmäuse niemals mit Gewalt zusammen! (Eigentlich ohnehin für alle Tierarten völlig selbstverständlich, nicht jedoch in der deutschsprachigen Online-Mäuseszene, was bei Knirpsmäusen, diplomatischst nur möglich formuliert, in bestialischer Tierquälerei resultiert. Siehe bebilderte Berichte und sogenannte "Lehrvideos" selbsternannter, "erfahrener Halter" und "Mäuseexperten" in einschlägigen Foren, in welchen das vielfache, sinnfreie zu Tode Stressen dieser friedfertigen Tiere öffentlich und nur allzu detailliert dokumentiert wird.)

Knirpsmäuse sind also (auch) in der Hinsicht einfach nur ein wahrgewordener Traum! 

 

Meinen Beobachtungen (sowie auch Literatur) zufolge glaube ich zwar gelinde gesagt nicht, dass eine (männliche) Knirpsmaus auf Kontakt zu Artgenossen angewiesen ist, dennoch hätte wohl weder Maus noch Mensch sonderlichen Stress, wenn man sich mehr als eine Knirpsmaus halten will. Sie penibel voneinander abzuschirmen, wie z.B. Farbmausböcke oder Goldhamster, scheint bei einzeln gehaltenen Knirpsmausböcken aufgrund ihrer Friedfertigkeit grundsätzlich unnötig.

Liebend gerne dürft ihr also hemmungslos der Knirpsmaussucht anheim fallen - zu rettende Knirpsmausböcke gibt es da draußen schließlich reichlich, greift zu solange sie noch warm sind, euch erwartet eine Traummäuseart!

 

 

PS: Interessanterweise habe ich inzwischen übrigens erlesen, dass sich scheinbar nicht nur Knirpsmausböcke, sondern auch solitäre Streuner einer anderen, afrikanischen Mäuseart (nämlich männlichen Striemengrasmäusen) ihren Geschlechtsgenossen gegenüber paradoxerweise, also trotz auch bei ihnen erhöhten Testosteronspiegels, sogar friedlicher verhalten!

 

 

Die Knirpsmaus braucht in Gefangenschaft dringend "Ersatzkieselsteine" zur Beschäftigung.

"Wooooow!" Winterliche Straßenschuhe mit entsprechend kieselreichen Sohlen himmelt die Knirpsmaus an wie ein Kleinkind den Christbaum.
"Wooooow!" Winterliche Straßenschuhe mit entsprechend kieselreichen Sohlen himmelt die Knirpsmaus an wie ein Kleinkind den Christbaum.

DIE Hauptbeschäftigung der Knirpsmaus, alias "Loyokomoru" (frei übersetzt "Kieselhirte"), schlechthin ist es nämlich, alles was sie irgendwie tragen kann und halbwegs rund ist - also längst nicht nur Kieselsteine - unter großer Mühe herumzuschleppen um damit Zugänge zu Schlafplätzen und auch Futterverstecken penibel und oft üppig abzudichten, sodass der in der Literatur beschriebene, typische "Kiesel"-Haufen die Anwesenheit einer Knirpsmaus verrät. Die gängige Hypothese, dieses Verhalten diene der Knirpsmaus in der Natur vornehmlich der Gewinnung von Kondenswasser bei Trockenheit, kann ich bislang also nicht bestätigen, ganz im Gegenteil scheinen sie nämlich zu diesem Zweck völlig ungeeignete Materialien sogar zu bevorzugen (da meist leichter zu tragen)!

 

Zur wohl glücklichsten Maus der Welt macht man seine Knirpsmaus daher, gleich ein "Bällebad" als Einstreu bzw. Untergrund zu verwenden (denn Buddelmöglichkeiten benötigt die Knirpsmaus ohnehin nicht). Dadurch hat nicht nur die Maus riesen Spaß, sondern nebenbei ihr Halter als Beobachter.

Ich selbst verwende als Einstreu bei Titan - siehe obiges Foto - daher derzeit Senior-Kaninchenfutter-Extrudate ("Geheimtipp": auch für andere Nagerarten perfekt als Einstreu geeignet, da absolut sicher, absolut staubfrei, garantiert schadstofffrei, geruchsabsorbierend, extrem saugfähig, gut zur Abnutzung der Krallen, die Entstehung von Ammoniak hemmend,...). (Bei Freundchen, der ohnehin ein faulerer "Kieselhirte" als Titan ist, verwende ich seinen betagten Beinchen zuliebe derzeit vorsichtshalber ebenen Untergrund und stelle ihm das Kaninchenfutter nur als Spielzeug bereit.)

 

Berichten einer anderen Halterin zufolge haben ihre Tiere ähnlichen Heidenspaß mit Tonkugeln aus einem Blumentopf des bepflanzten Terrariums.

Bestimmt lässt sich in dieser Hinsicht also experimentieren (was auch ich noch tun werde), die Knirpse sind gewiss dankbar über entsprechende Abwechlsung. 

 

 

Die Knirpsmaus will rennen. Schnell. Sehr schnell. Täglich.

Die Geschwindigkeit, die die Knirpsmaus im Verhältnis zu ihrer Körpergröße erreicht, ist schlicht atemberaubend!

Genau wie auch der Anblick ihres wie schwerelos wirkenden, katzenhaft eleganten, unglaublich raumgreifenden Mäusegalopps!

Wenn möglich sollte diesen leidenschaftlichen "Streunern" daher regelmäßiger (und abwechslungsreicher!) Auslauf geboten werden (in Österreich für Kleinnager in Käfighaltung gesetzlich vorgeschrieben ist "zumindest mehrmals wöchentlich"), und zwar so großflächig wie möglich - irgendein käufliches Hamster-Auslaufgehege reicht Knirpsmäusen nicht, um sich artgemäß bewegen zu können sollte man ihr schon einen Raum von einigen m², bzw. mehrere Meter Laufstrecke, zur Verfügung stellen.

 

 

Soooo klein ist die Knirpsmaus auch wieder nicht.

Da ich die Knirpsmaus zuvor nur von Fotos kannte, hatte ich vor der Anschaffung allen Ernstes andere HalterInnen gefragt, ob ein 6mm-Volierendraht für erwachsene Tiere überhaupt ausbruchssicher wäre... ist mir nachträglich etwas peinlich.

Der Grund für meine Fehleinschätzung:  Auf Fotos versucht man die Winzigkeit der Knirpsmaus meist möglichst stark überzubetonen, z.B. mittels schon notorischer 2€-Münzen-Vergleichsbildern. Diejenigen Knirpsmäuse, die bequem auf ein 2€-Stück passen, sind allerdings nestjunge Babies, was mir zuvor nicht klar war.

 

Oben daher für Interessierte ein realitätsgetreues Foto von Freundchen, also einem schon älteren und daher voll ausgewachsenen Tier. Ja, er ist ein durchaus zartes Gesellchen, eine Hummel überragt er aber dann doch um ein paar Köpfchen, also in etwa wie eine 3-wöchige Hausmaus... so "schlimm" braucht ihr euch ihre Winzigkeit und somit den Schwierigkeitsgrad des Umgangs mit ihnen also auch wieder nicht vorzustellen.

 

Ihre Winzigkeit möge potentielle NeuknirpsmausliebhaberInnen bitte nicht abschrecken - man gewöhnt sich im Nu dran, ehrlich!

 

[OT: Don't try this at home, eine nicht-handzahme Knirpsmaus darf nicht auf diese Weise gehandelt werden, sie würde ohne Vorwarnung in hohem Bogen abspringen!]

 

 

Die wohl sicherste Variante, eine Knirpsmaus zu spotten, ist die Verwendung eines Wattestäbchens.

Wochenlang zögerte ich die bei mir zum Schutze meiner alteingesessenen Tiere "übliche", präventive Parasitenbehandlung meiner Knirpsmäuse aus Sorge raus.

Vor einigen Jahren hatte ich schließlich in einem Mäuseforum "mitgelesen", wie eine Knirpsmaus durch ein winziges Missgeschick den Tod fand - nach erfolgreichem Spotten fiel der Halterin ein weiterer Tropfen auf den Boden des Behälters, in welchen sich die Knirpsmaus im nächsten Moment kauerte...

Als ich aber meinte, auf vergrößerten Fotos meiner Tiere kleine weiße Pünktchen im Fell auszumachen, führte dennoch kein Weg mehr dran vorbei.

 

Die von mir erfolgreich erprobte, anderen Überbesorgten empfohlene Variante daher:

 

Man steche die Tube (Stronghold für Katzenkinder) ganz normal mit dem Verschluss auf, zwirble ein Wattestäbchen an einem Ende so spitz dass es in die Öffnung passt, und tränke es im Mittel (da diese Tuben wie ich festgestellt habe nun endlich durchsichtig sind, ist der Erfolg gut zu sehen).

 

Man lege die durch das Wattestäbchen verschlossene Tube bei Seite und kralle sich mit der linken Hand seine Knirpsmaus im schon zuvor beschriebenen Knirpsmausgriff. Man ziehe das Watterstäbchen mit der rechten Hand aus der Tube und teile mit dessen trockenem Ende das Nackenfell der Knirpsmaus (besser etwas weiter unten als sonst, denn die Knirpsmaus ist beim Putzen im Bedarfsfall äußerst gelenkig!), betupfe sodann mit dem gezwirbelten, feuchten Ende die nackte Haut. Da das Fell bei dieser Variante aufgrund der geringen Dosierung nicht wie "gewohnt" etwas strähnig ist bzw. garnicht strähnig sein soll, überprüfe man den Erfolg indem man an der Stelle riecht.

Fertig. Das schlimmste was passieren kann ist hier wohl, dass die Knirpsmaus ein Weilchen sauer auf euch ist.

 

 

Die Knirpsmaus will es warm haben.

Wobei man beachte: "wollen" und "brauchen" sind bei dieser Art zwei paar Schuhe.

Zwar scheinen Knirpsmäusen sehr niedrige Temperaturen körperlich nix auszumachen - der "Rekord" in meiner bisherigen Haltung waren nächtliche 12°C - so richtig wohl zu fühlen scheinen sie sich aber dennoch erst mindestens bei Zimmertemperatur.

Wenn man bedenkt, dass die Knirpsmaus in der Natur (wie auch in Gefangenschaft) eher nur sehr oberflächliche Tagesverstecke nutzt anstatt schön tiefer, schattig-kühler Bauten wie andere Arten - darunter z.B. ausgerechnet Blechstücke unter der afrikanischen Sonne - ist das eigentlich wenig überraschend. Obwohl zum Verbreitungsgebiet der Knirpsmaus sehr wohl auch "Kältepole" Afrikas (mit Minustemperaturen im Winter) zählen, scheint sie also durchaus hitzebeständig zu sein bzw. es warm zu mögen.

Mit den nun steigenden, meinen Stachelmäusen und mir nachts schon jetzt zu warmen Temperaturen, steigt scheinbar auch die Laune und vorallem auch Agilität meiner beiden Knirpse.

Dennoch würde ich angesichts der Besonderheiten ihrer Thermoregulation derzeit dazu raten, es vorsichtshalber mit eventuellem Beheizen des Knirpsmauskäfigs (und auch und vorallem dem Warmhalten kranker oder verletzter Tiere!) nicht zu übertreiben! Schließlich hat die Knirpsmaus im "Normalzustand" eine mit nur 34,8°C wirklich extrem geringe Körpertemperatur! (Zum Vergleich: sogar die eng verwandte, sehr viel größere Hausmaus hat 36,5-38°C!)

 

 

Man polstere den Boden unter höheren Klettermöglichkeiten etwas aus.

Wenn meine Knirpsmäuse im Auslauf aus größeren Höhen abwärts klettern, springen sie gewöhnlich aus "Faulheit" schon bei spätestens 50cm über dem Boden einfach ab anstatt bis ganz nach unten zu klettern. Sie verursachen beim Aufprall auf den harten Boden dabei ein, im Verhältnis zu ihrer Körpergröße unerwartet lautes, *Klonk*-Geräusch, welches einem wirklich durch Mark und Bein geht, auch durch geschlossene Türen hindurch! "Das kann nicht gesund sein", lautet schließlich die einzige Schlussfolgerung, wenn man dabei ihre so winzigen, zarten, dünnen Ärmchen vor dem inneren Auge hat.

Obwohl sich meine Knirpsmäuse dabei nicht im geringsten weh zu tun scheinen, empfehle ich daher schon allein dem Wohlbefinden ihrer HalterInnen zuliebe, z.B. unter höhere Kratzbäume oder Äste eine (schall-)dämpfende, weiche Decke oder sonstwas zu legen.

 

 

Die Knirpsmaus ist ein sogenannter "Nähmaschinenbeißer".

Wie zuvor berichtet, habe ich meinen Knirpsmäusen gezielt Selbstbewusstsein gegenüber der menschlichen Hand "antrainiert". Das hat erfreulich gut geklappt, führte allerdings erwartungsgemäß irgendwann zu Widerspenstigkeiten seitens Freundchen, als ich bei Bedarf sein vormals chronisch entzündetes Auge kontrollierte, indem ich das Unterlid etwas runterzog. Weil er sich das nichtmehr wie früher gefallen lassen wollte, hat er mich bei zwei Gelegenheiten gebissen. (Wie immer im Fall beißender Mäuse zeige ich ihr dass sie damit Erfolg hat bzw. tue unmittelbar was sie will - in dem Fall loslassen... weil das auf den ersten Blick vielleicht unklug wirken mag, gönne ich diesem wichtigen Thema bestimmt mal einen Blogartikel.)

 

Beim ersten Mal habe ich ihn aus Interesse an seiner "Technik" in aller Ruhe fertigbeißen lassen und somit beobachtet: Die Knirpsmaus ist ein - wie ich sie nenne - "Nähmaschinenbeißer", das heißt es erfolgt nicht nur ein einzelner Biss, sondern sie nagt sich an ein- und derselben Stelle sozusagen fest und lässt nicht so schnell wieder los (also auch dann nicht, wenn sie schon längst hat was sie will). Wenn Vielzitzenmäuse dieselbe Strategie fahren, was insbesondere Weibchen nur allzu gerne tun, ist der Finger gewöhnlich ziemlich böse verletzt bzw. bis zum Knochen durch. Bei Freundchen war beim ersten Mal dennoch nur ein fast schon mikroskopisch kleines, rotes Pünktchen zu sehen (der zweite Biss war dann eine Nummer fester, hat aber auch grade mal die Haut durchbrochen). Allerdings ist die Geschwindigkeit der knirps'schen "Nähmaschine" auf eine ganz niedrige Stufe eingestellt: es erfolgen ca. 3 Bisse pro 2 Sekunden. Es braucht auch mehrere Bisse in dieselbe Stelle, bis man blutet bzw. es ausreichend weh zu tun beginnt, was wohl der Grund ist, warum die Knirpsmaus diese Strategie anwenden muss.

 

 

Sobald sie sich mal richtig sicher fühlt, kann die Knirpsmaus auf Heu verzichten.

Fraucheeeeen, mach das weg!
Fraucheeeeen, mach das weg!

Da mir zu Beginn aufgrund ihres Verhaltens Heu als absolut essentiell für die Knirpsmaushaltung erschien, haben mich Titan und Freundchen mit dieser Erkenntnis etwas überrascht.

Sobald sie sich nämlich 1. richtig sicher fühlen, wozu nicht zuletzt auch Vertrauen zum Halter zählt und 2. ihrem Geschmack entsprechende Unterschlupf-Möglichkeiten haben, lassen sie Heu links liegen. Und mehr als das: Zumindest meinem beim Laufen bzw. Beinchenheben etwas eingeschränkten Altknirps Freundchen scheinen Heuberge sogar alles andere als angenehm. Als ich sämtliches Heu aus seinem Käfig entfernt- und stattdessen probeweise Küchenpapier als Untergrund nutzte, dankte er es mir gar mit einem "Popcorn"-Anfall. (Wobei ihm aber Titan's Kaninchenfutter-Einstreu noch besser zu gefallen scheint, weshalb er ihn in letzter Zeit besonders gern in seinem Käfig besucht und das ein- oder andere Kaninchenbällchen heimlich mitgehen lässt...).
Falls also eine Heuallergie das einzige sein sollte was eurer künftigen Knirpsmaushaltung entgegen steht, dürft ihr vorsichtig hoffen.

 

 

Der Knirpsmaus liebstes Möbelstück: eine zerknüllte Decke.

Hihi, Frauchen sieht mich nicht! Wie gut man sich auf einer "schwarzen" Decke tarnen kann!
Hihi, Frauchen sieht mich nicht! Wie gut man sich auf einer "schwarzen" Decke tarnen kann!

Was täten meine Knirpsmäuse ohne ihre Fleecedecken! Vom ersten Moment an waren sie völlig vernarrt in sie, und sie sind für sie scheinbar gleich von mehrfachem Nutzen: Kuscheliger Schlafplatz mit reichlich Rückenkontakt, ganz viele Falten zum Futterverstecken (die dank knirps'schem Fliegengewicht auch dauerhaft in Form bleiben), und sehr viel Beschäftigung, weil man als gestandene Knirpsmaus schließlich jede einzelnde Falte mit  Kaninchenbällchen & Co penibel abdichten "muss".


Wie auch bei anderen Mäusearten ist die Lieblingsfarbe von Knirpsmäusen übrigens Rot, weil sie dieses nicht sehen und ihr rote, ihr dunkel erscheinende Einrichtungsgegenstände daher ein besonderes Sicherheitsgefühl vermitteln.


Zernagt werden Stoffe von meinen Knirpsmäusen, im Gegensatz zu vielen anderen Arten, nichtmal ansatzweise, sie stellen für sie also keine Gefahr dar. (Vorsicht, trächtige Mädls verhalten sich möglicherweise anders, bitte also darauf zu achten!)

 

 

Die Knirpsmaus will größere Futterbestandteile horten.

Ihr denkt eure Knirpsmaus mag keine größeren Futterbestandteile? Wenn sie sie nicht frisst, könnte sogar das exakte Gegenteil der Fall sein! Solange genug Kleinzeug vorhanden ist, ist das doch viel zu wertvoll zum Gefressenwerden...
Wie in diesem Fall  - Künstler: Titan - hat man hin und wieder das Glück, dass ein solches Lager von außen einsehbar ist. Die beiden Zugänge sind mit großen, für eine Knirpsmaus extrem schweren Rattenpellets perfekt verschlossen (eins davon am rechten Bildrand). Diese Arbeit muss für Titan also wahnsinnig schweißtreibend gewesen sein. Es tut mir entsprechend leid, dass ich dieses Lager bald darauf versehentlich zerstört hatte.

Hieraus ergibt sich allerdings ein Problemchen welches auch StachelmaushalterInnen plagt: Ausgerechnet die "wertvollsten" Futterbestandteile, bzw. solche die sie möglichst mitfressen sollte wie Extrudate, werden liebevoll aufbewahrt anstatt verputzt. Doch auch die Lösung ist dieselbe wie bei Stachelmäusen: Diese Futterbestandteile zumindest teilweise in knirpsmausmundgerechte Häppchen zerbrechen, dann werden sie bevorzugt gleich gefressen.

In obigem Bild zu sehen sind nicht nur die teils zerbrochenen und teils noch ganzen Extrudate, sondern nebenbei auch das Größenverhältnis Titanchen - Rattenpellets. Ja, die werden über weite und holprige Strecken, häufig auch bergauf, transportiert, um damit Verstecke abzudichten. Und die sind verdammt schwer! Wie schon zuvor bewundernd erwähnt ist die Knirpsmaus fast schon übernatürlich stark!

 

 

Die Knirpsmaus scheint absolut nicht wasserscheu!

Weil ich's am obigen Bild grade sehe: Dass meine Knirpse je nur einen kleinen Flaschendeckel als "Wasserschüssel" haben, hat einen für NIchtknirpshalter womöglich unerwarteten Grund, nämlich dass sie nicht soviel drin plantschen!

Insbesondere Freundchen ist nämlich dahingehender Spezialist. Hat er fertig getrunken, dreht er sich nicht wie "normale" Mäuse um und geht den selben Weg zurück, sondern er watet gradeaus mitten durchs Wasser! Findet er zufällig am anderen "Ufer" ein Körnchen oder ist sonstwie abgelenkt, bleibt er auch schonmal mitten im Wasser sitzen - als würde es nicht existieren!

Ich habe leise in Erinnerung, einst in einem Mäuseforum ebenfalls von plantschenden Knirpsmäusen gelesen zu haben - selbiges mit eigenen Augen zu sehen hat mich dennoch erstaunt.

 

Ansonsten trinken meine Knirpsmäuse übrigens eher wenig, bzw. viel weniger als man es erwarten würde. "Einfach so" sieht man sie nämlich kaum trinken, sondern sie nippen vorallem dann davon, wenn sie harte, für sie mühsam zu kauende Futterbestandteile wie Hirsekörner in den schon entsprechend prallen Bäckchen angesammelt haben. Sie scheinen dann etwas Wasser zum leichteren Kauen bzw. Runterspülen zu brauchen. Manchmal fallen ihnen bei der Gelegenheit aus den Bäckchen ein paar Futterreste ins Wasser, und zwar in Form nur grob zerkauter Körnerteile. Womöglich brauchen sie aufgrund ihrer gewiss winzigen Backenzähnchen also mehrere Kaudurchgänge, bzw. ist das der eigentliche Nutzen ihrer Bäckchentäschchen.

 

 

Die Knirpsmaus verursacht offenbar heftige, kognitive Dissonanz.

Und ich weiß nur zu gut wie grässlich sich dieser innere Spannungszustand anfühlt, insbesondere natürlich dann wenn man nachträglich feststellen muss, dass man seinen Tieren ungewollt, ja sogar aus allerbester, edelster Absicht, vermeidbaren Schaden zugefügt hat.

Ich persönlich löse ihn daher gewöhnlich auf den allerkürzesten und schmerzhaftesten Weg: Erkennen der eigenen Fehleinschätzungen bzw. der Verantwortung für ebendiese & Anpassen der Einstellung zu- und des Umgangs mit der jeweiligen Tierart an den neuen Erkenntnisstand.

 

Doch diese, obwohl unkomplizierteste und schnellste Lösung, eignet sich nunmal nicht für alle Persönlichkeitstypen gleichermaßen. Darunter zählen - verständlicherweise! - auch solche, die nichts geringeres als ihre Existenz darauf gründen, auf Facebook & Co. als "kompetent" (in dem Fall in Sachen Mäuse) wahrgenommen zu werden - schließlich sehen sie ebendiese, blanke Existenz bedroht, wähnen sie sich auch nur im Hauch der Gefahr, auf Facebook & Co. als inkompetent oder unmoralisch - der Supergau ist natürlich beides in Kombination - dazustehen. Diese existentielle Sorge um den eigenen "Facebookruf" kann leider die um das Mäusewohl bei weitem übersteigen, mir sind mehrere solcher Fälle bekannt.

Und genau darin liegt wohl oder übel auch die Ursache der Entstehung von "radikalem Mäuseextremismus" und ist gerade im Falle der Knirpsmaushaltung (sowie anderer, solitärer Arten) besonders interessant- und gut zu beobachten. Den Verlauf kann man sich in etwa so vorstellen bzw. in Communities über die vergangenen Jahre rückverfolgen:

 

- "ICH bin die Mäuseexpertin hier und rate dir deshalb, deine Knirpsmäuse in Gruppen zu halten."

. "Ok, hab ich gemacht, aber jetzt beißen die sich. Kann's vielleicht sein dass du unrecht hast?"

- "Auf keinen Fall, wahrscheinlich ist die Gruppe im Gegenteil noch zu klein! 10 oder 12 Tiere sollten es schon mindestens sein."

- "Ok, sie beißen sich jetzt aber noch schlimmer."

- "Kein Wunder, denn richtig wohl und sicher fühlen sich Knirpsmäuse doch erst ab 40 oder 50 Tieren."

- "Ok, jetzt zerfleischen sie sich aber sogar regelrecht, sehen wahnsinnig gestresst aus und sterben wie die Fliegen."

- "Wie dumm und gefühllos kann man nur sein! Unter 100 Tiere ist für Knirpsmäuse doch noch garnix! Dass weniger als 120 Knirpsmäuse pro Terrarium an Einsamkeit leiden und es ihnen deshalb so schlecht geht, sieht man halt nur wenn man sich mit Mäusen auskennt..."

 

[Fortsetzung folgt]

 

 

Um trotz der für die Mäuse entsprechender Arten bitterer Ernsthaftigkeit dieses Themas am Ende vielleicht doch ein wenig darüber schmunzeln zu können, habe ich aus prokrastinationstechnischen Gründen diesen kleinen, zu 100% realitätsgetreuen Wegweiser erstellt, auf dass Dissonanzgeplagte auch diesmal  wieder erleichtert aufatmen können.

 

Und wenn sie bis dahin nicht tot sind, berichten euch Freundchen und Titan frühestens ab Mitte Juni wieder von all ihren weiteren Spleens und Vorlieben, die mir bis zum heutigen Tag noch unbekannt sind.