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Farbmäuse - die Neugiernasen

Farbmäuse halte ich nun schon seit über 20 Jahren, und sie werden mir nochimmer nicht langweilig. ;-)

Begonnen hat alles in meiner Kindheit, als ich in unserem Schuppen wilde Hausmäuse entdeckte die sich am Futter meiner Hasen zu schaffen machten. Fortan saß ich jeden Abend vollkommen reglos in der Nähe ihrer Verstecke, oft über Stunden, oft über und über mit Gelsenstichen übersäht (denn verscheuchen konnte ich sie ja nicht, das hätte die Mäuse erschreckt).

Ich legte etwas Meerschweinchenfutter als Köder aus, und setzte mich jeden Tag ein Stückchen näher, bis die Mäuse eines Tages neugierig an mir schnupperten und von da an richtig frech wurden, mir Schnürsenkel und Haare zerbissen, in Ärmel und Hosenbeine krabbelten.

Doch diese schöne und spannende Zeit endete abrupt, als es meinen Eltern zu bunt wurde und sie mir verboten, "Ungeziefer" anzufüttern und anstatt Hausaufgaben zu machen sinnlos im Schuppen rumzusitzen. Mein Vater legte Schlagfallen aus und fing meine Mäuse, auf die ich so stolz war und die sogar schon Namen hatten.

Ich war natürlich völlig am Boden zerstört. Als Trost schenkte mir meine Mutter ein Buch über Farbmäuse, aber das machte den Mäusekummer nur noch schlimmer... bis nach langem Flehen endlich meine 4 ersten Farbmäuse einziehen durften:

Micky, eine BEW, Chilly, eine Siam, Daisy, eine Argente in Angora-Satin und Mimi, Argente in Angora-Rex-Satin. Aufgeklärte Farbmaushalter werden entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber die Qualzucht-Problematik war zu dieser Zeit noch völlig unbekannt.

Und wenn man bedenkt, was meine ersten Mäuse so alles mitmachen mussten - ich nahm sie zu jeder Jahreszeit auf der Schulter mit zur Oma, färbte Micky mit Ostereifarbe bunt, badete und föhnte Daisy,... - ist es umso erstaunlicher, dass Micky sage und schreibe 5 Jahre alt wurde, und Mimi, die leider ihr Leben lang an schweren Augenenzündungen litt, 4 Jahre alt. Micky ist bis heute die älteste Farbmaus die ich je hatte, und auch die älteste von der ich je gehört hätte.

 

Von Anfang an habe ich versucht, meinen Mäusen etwas beizubringen. Ich lockte sie mit Leckerlies über selbstgebastelte Hindernisse. Auf diese Weise fand ich endlich auch einen Zugang zu meiner anfangs bissigen Maus Chilly, die durch das Training fast grenzenloses Vertrauen zu mir fasste.

Verwandte und Bekannte waren sehr erstaunt darüber was meine Mäuse bald konnten - ich selbst aber überhaupt nicht. Kinder trauen Tieren noch sehr viel mehr zu, wahrscheinlich würde es sie nichtmal sonderlich wundern, wenn eines zu sprechen beginnt. Und so war es für mich das Normalste der Welt, dass meine Mäuse Slalom durch Ohrenstäbchen liefen.

Und auch heute noch wundert es mich manchmal, DASS sich andere Leute so über meine Mäuse wundern. Es enttäuscht mich sehr, dass Mäusen so wenig zugetraut wird - leider auch und vorallem von langjährigen Mäusehaltern... umso mehr bemühe ich mich, endlich mit dem Mythos "dumme Farbmaus" aufzuräumen.

 

 

Farbmäuse und Clickertraining

Farbmäuse nenne ich gerne die "Ferraris des Clickertrainings". Ihre wirklich rasante Lernfähigkeit erstaunt mich immer wieder. Aber genau das ist es auch, was Farbmaustraining so schwierig macht: Auch kleine Timingfehler - und die passieren bei so einem agilen Tierchen besonders leicht - prägen sich sofort bombenfest ein. Rast man mit einem Ferrari durch die Landschaft, kracht man ja auch schon beim kleinsten Lenkfehler an den nächsten Baum.

 

Was ich an Farbmäusen aber noch schwieriger finde: Wie kriege ich meinen Ferrari denn überhaupt angestartet?

Farbmäuse sind eher wenig verfressen. Ein Leckerchen auf das sie zwecks Konditionierung wirklich abfahren muss man erstmal finden. Sobald sie das Prinzip von Clickertraining aber verstanden haben, ist ihre Lernfreude sowieso größer als der Appetit, und sie geben sich auch mit "normalem" Futter als Belohnung zufrieden, z.B. Kolbenhirse (beim Clickertraining sind die kleinen Häppchen übrigens besonders praktisch!). Aber anfangs muss es schon was ganz Besonderes sein - und Farbmäuse sind wählerisch.

 

Ausserdem sind Farbmäuse schwieriger zu zähmen als z.B. Ratten, bis sie also überhaupt Leckerchen gierig aus der Hand annehmen, braucht man bei den meisten Tieren viel Geduld.

 

Clickertraining mit Farbmäusen ist also, besonders anfangs, eine echte Herausforderung. Aber hat man ein Gefühl für seinen "Ferrari" entwickelt, ist die Fahrt ein wahrer Genuss. Es macht wahnsinnig Spaß, mit diesen kleinen wuseligen Intelligenzbolzen zu arbeiten.