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Clickertraining - Was ist das?

 

Da es zu diesem Thema inzwischen unzählige und teils sehr ausführliche Info-Seiten gibt, beschränke ich mich hier vorerst auf eine kleine Kurzfassung:

 

Clickertraining ist nichts anderes als praktisch angewandte Konditionierung nach B. F. Skinner. Einigen werden seine Versuche mit Tauben und Ratten in der Skinnerbox noch aus der Schulzeit ein Begriff sein.

 

Clickertraining bedient sich der klassischen und operanten Konditionierung, allerdings verzichtet es komplett auf negative Verstärkung und positive Bestrafung.

Es basiert ausschließlich auf positiver Verstärkung und negativer Bestrafung.

 

Verstärkung bewirkt, dass ein Verhalten vermehrt auftritt.

Bestrafung hat die gegenteilige Folge, nämlich dass dieses Verhalten seltener auftritt.

 

Positive Verstärkung bedeutet, dass auf ein Verhalten etwas dem Tier Angenehmes folgt, z.B. Futter oder Spiel.

Negative Bestrafung bedeutet, dass dem Tier etwas Angenehmes entzogen wird, das wäre z.B. durch Abbruch des Trainings bzw. Aufmerksamkeitsentzug

 

Enthalten wir dem Tier die positive Verstärkung vor, fällt die Wahrscheinlichkeit des zuvor vermehrt gezeigten Verhaltens mit der Zeit wieder auf das normale Level zurück. Das nennt sich Extinktion ("Auslöschung"). Doch zu Beginn der Extinktionsphase zeigt das Tier das Verhalten nochmal in stärkerer Ausprägung, es geschieht ein sogenannter Extinktionsausbruch ("Löschtrotz"). Und den wiederum kann man durch positive Verstärkung "einfangen" und sich so Schritt für Schritt an das Zielverhalten annähern.

Was genau das alles in der Praxis bedeutet veranschaulichen die Beispiele weiter unten.

 

Namensgebend ist der häufig als sekundärer Verstärker angewandte Clicker, eine Art Knackfrosch.

 

 

Warum nicht einfach mit einem Leckerchen belohnen, welchen Sinn hat ein Clicker?

 

Um ein bestimmtes Verhalten auf eine dem Tier verständliche Weise zu belohnen, muss das möglichst im selben Moment geschehen.

 

In der Praxis kann sich das aber insbesondere bei Mäusen (und anderen sehr agilen oder/und schreckhaften Tieren) als schwierig bis völlig unmöglich erweisen:

Auch noch so zahme Mäuse würden erschrecken, wenn man ihnen ihr Lieblingsleckerchen mit einer blitzschnellen, ruckartigen Bewegung vor die Nase hält - der Belohnungseffekt wäre dahin.

Aber anders könnte man Verhalten nunmal nicht punktgenau "einfangen".

 

Gewisse Verhaltensweisen lassen sich aber schon rein mechanisch nicht im selben Moment belohnen.

Will man der Maus z.B. beibringen einen Gegenstand zu tragen, könnte man frühestens das Fallenlassen des Gegenstandes "einfangen" (denn bis dahin hat sie ja wohl oder übel den Mund voll). Es wäre für sie nur schwer zu verstehen, dass das Tragen das eigentlich erwünschte Verhalten ist.

 

Und hier liegen die Vorteile eines sekundären Verstärkers (Clicker), der den primären Verstärker (Leckerchen) ankündigt:

 

Man kann jedes Verhalten, auch wenn es nur für einen Sekundenbruchteil auftritt, absolut präzise und auch auf größere Entfernung hin belohnen.

Das Tier muss zum Clickertraining also nichtmal zahm sein – es funktioniert sogar mit wildlebenden Mäusen! Die Belohnung wird dann z.B. in ein Schälchen gelegt, aus dem sie sich die Maus später abholt.

 

 

Warum kann der sekundäre Verstärker nicht ein bestimmtes Wort sein, so wie "brav" oder "fein"?

 

Natürlich ist das grundsätzlich möglich, und genauso arbeite ich z.B. auch mit meinem Hund. Ich persönlich halte den Clicker nämlich für die meisten Tiere und Trainingssituationen für überflüssig, wenn nicht sogar hinderlich.

 

Aber grade beim Training von Mäusen hat er sich für mich als fast unabdingbares Hilfsmittel erwiesen.

 

Einige Vorteile des Clickers:

  • Er hebt sich klar von allen Alltagsgeräuschen ab (wozu für eine Maus auch die menschliche Stimme zählt), und ist deshalb besonders einprägsam
  • Bei einem dermaßen flinken Tier wie einer Maus würden sich Kommando- und Markerwort häufig überschneiden.
  • Im Gegensatz zur menschlichen Stimme klingt der Clicker immer exakt gleich, es werden weder Emotionen noch (unbewusster) Erwartungsdruck transportiert. Für die Maus als hochsensibles Beutetier ist das ganz besonders wichtig.

 

 

Wie lässt sich Verhalten "einfangen", wenn die Maus es doch von sich aus niemals zeigen würde?

 

Hierzu ein ganz praktisches Beispiel aus dem Mäusealltag:

 

Viele Mäuse in Haustierhaltung haben gelernt eine Nippeltränke zu benutzen.

Dabei entspricht es definitiv nicht dem natürlichen Verhaltensrepertoire einer Maus, zur Durststillung an einem Stück Metall herumzuknabbern.

Sie tut es trotzdem, weil sie darauf konditioniert ist.

 

Anfangs hängt vielleicht zufällig ein Resttropfen am Metallstück, den die durstige Maus davon ableckt. Weil dieses Verhalten (also das Ablecken des Metallstücks) eine positive Konsequenz hatte (Durststillung), wird es in Zukunft mit immer höherer Wahrscheinlichkeit auftreten - denn es wird positiv verstärkt.

 

Aber irgendwann vergisst der Besitzer vielleicht, die Tränke rechtzeitig wieder aufzufüllen. Ihr inzwischen erlerntes Verhalten (Ablecken des Metallstücks) hat wider Erwarten nicht den Belohnungseffekt, den sich die durstige Maus erhofft hatte. Die positive Verstärkung bleibt aus.

 

Nun versucht die Maus herauszufinden, wie sie der Tränke vielleicht doch noch einen Tropfen abringen kann, sie beisst z.B. etwas stärker in das Metallstück (= Extinktionsausbruch). Hat auch das keinen Erfolg, rüttelt sie womöglich lautstark daran.

Das ist meist der Moment, in dem der Mensch auf seine Nachlässigkeit aufmerksam wird und die Tränke endlich wiederbefüllt.

Für die Maus bedeutet das: Lautstarkes Rütteln an der leeren Wassertränke wurde positiv verstärt. Sie wird dieses Verhalten deshalb öfter zeigen, bald schon unmittelbar nachdem sie die Tränke geleert hat.

 

Aus ihrer Sicht hat sie ihren Menschen nun erfolgreich dressiert, er gehorcht ihr auf’s "Wort". Sie hat ihn darauf abgerichtet, ihr jedesmal artig Wasser zu bringen sobald sie an der Tränke rüttelt.

 

 

Exakt das gleiche passiert beim Clickertraining, und es nennt sich Free shaping (freies Formen):

 

Angenommen wir wollen einer Maus auf diese Weise beibringen, einen Ball hochzuheben und in eine Schale zu legen...

 

Anfangs wird schon das kleinste Anstubsen des Balles geclickt (oder auch nur der Blick in seine Richtung), egal ob die Maus den unbekannten Gegenstand aus Neugier erkundet oder ihn nur rein zufällig berührt.

Wie bei der Wassertränke wird sie den Zusammenhang blitzschnell verstehen und den Ball immer wieder anstubsen, wenn sie ein Leckerchen haben will.

 

Irgendwann genügt uns das Anstubsen aber nichtmehr und wir enthalten der Maus die Belohnung vor.

Wiederum wird sie ihre Kreativität spielen lassen, damit der Ball vielleicht doch noch einen Click "ausspuckt", z.B. indem sie, genau wie bei der Wassertränke, reinbeisst und ihn eventuell schon etwas schüttelt bzw. hochhebt – ein Extinktionsausbruch, den wir natürlich sofort positiv verstärken. Die Maus wird dieses Verhalten also wiederholen... usw.

 

Als nächsten Schritt könnten wir z.B. eine kleine Schale vor die Maus stellen, in die der Ball anfangs rein zufällig fällt, nachdem sie ihn hochhebt. Später wird sie nurnoch dann belohnt, wenn der Ball in die Schale fällt (= differentielle Verstärkung). In weiterer Folge wird der Abstand zur Schale immer weiter vergrößert...

Und schon haben wir eine "Basketball" spielende Maus, ohne dass wir sie je in irgendeiner Weise mechanisch beeinflusst oder auch nur berührt hätten.

Wir haben ihr Verhalten frei geformt.

 

Aus ihrer Sicht hat die Maus ihrem Menschen wiedermal ein neues Kunststück beigebracht. Sie hat ihn dressiert – nicht umgekehrt!

 

Darin besteht auch einer der Gründe, warum geclickerte Mäuse oft binnen kürzester Zeit so unglaublich zahm und vertrauensselig werden:

Durch Clickertraining erfährt die Maus, dass sie den für sie riesigen Menschen ganz kinderleicht manipulieren kann, sie steuert sein Verhalten, er gehorcht brav ihren "Befehlen". Diese Erkenntnis gibt ihr natürlich sehr große Sicherheit - und eine gehörige Portion an gesundem Selbstbewusstsein.

 

 

Was an diesem Beispiel aber hoffentlich noch deutlich wird:

Auch vermeintlich komplizierte Tricks sind – erstmal erlernt – für die Maus keine geistige Herausforderung mehr, sondern nicht schwieriger oder leichter als z.B. das Trinken an einer simplen Nippeltränke... also:

 

 

Für eine Maus macht es keinen Sinn, Tricks zu können, sondern Tricks zu lernen!