Aus aktuellem Anlass verschlägt es mich hiermit doch nochmal in meinen eigenen Blog, nach nun mehreren Jahren wie ich beschämt feststellen muss.
Und dieser Anlass ist dass in einem großen, unter Anfängern beliebten Mäuseforum nun nicht mehr nur wie "gewohnt" teils fatalste Falschinformationen über Vielzitzenmäuse verbreitet werden,
sondern diese bisweilen auch damit untermauert werden, "sogar" ich (die ich unter MäusehalterInnen nämlich als VZM-Expertin gelte) würde dieses und jenes inzwischen auch so sehen.
Mich hiermit in Diplomatie versuchend, gehe ich natürlich davon aus dass es sich nur um ein Missverständnis handeln kann, das ich hiermit endgültig beseitigen möchte.
...Eigentlich nicht viel, weshalb ich das der Einfachheit halber gleich zu Beginn hier aufzähle:
- Intakte(!) Böcke(!) sind meist nicht so problemlos in größeren(!) Gruppen (mehr als 2-3) zu halten wie veraltete Quellen das vermuten
lassen.
Das mag schlicht und einfach daran liegen, dass damals noch deutlich kleinere Käfige üblich waren oder/und die Autoren (auch) Futterzüchter
waren, die Böcke also (großteils) nicht das Alter erreichten in dem es langsam heikel würde, was bei VZM-Böcken ab ca. einem halben Jahr der Fall ist.
1a. Gilt längst nicht nur für VZM-Böcke: Auch wenn gleichgeschlechtliche Bockgruppen für den Menschen friedlich scheinen, kann(!) der Stresspegel sehr hoch
sein (was der vermutliche Grund ist, warum VZM-Böcke nur in gleichgeschlechtlicher Haltung eher zu Papillomen neigen als Weibchen),
weshalb ich über Alternativen wie Vasektomie + Weibchen nachdenke und bei einer anderen Mäuseart demnächst auch testen will, da Kastration für mich weiterhin keine Option ist, erst recht
nicht bei VZM.
(Im Tierschutz erachte ich die Kastration von zu vermittelnden Bockgruppen dagegen als ratsam.)
- Wann immer möglich sehe ich von einer Vergesellschaftung von Vielzitzenmäusen ab. Nein, NICHT weil fremde Vielzitzenmäuse nicht vergesellschaftet werden können, sondern
weil das Gegenteil der Fall ist: häufiger als man denkt ist eine VG dieser hochsozialen Tiere garnicht erst nötig!
Neuzugänge, sowohl unter Weibchen als auch unter Vollböcken, habe ich in den letzten Jahren bevorzugt einfach in den (voll eingerichteten, ungeputzten) Käfig der Alteingesessenen gesetzt -
fertig.
Natürlich bedarf das bestimmter Vorraussetzungen, Vorbereitungen und Mindesterfahrung, weshalb ich hier weder genauer darauf eingehen- noch gar anderen dazu raten möchte!
Was ich in punkto VZM-Vergesellschaftung jedoch gelernt habe ist, dass ihnen möglichst sanfte, einfühlsame, Stress vermeidende Methoden der Zusammenführung (auch langfristig) dramatisch besser bekommen als das in Farbmauskreisen übliche "brutale"
Zusammenzwingen à la Brechstange ("Kleinraummethode" &
Co.).
Unter RattenhalterInnen ist diese Methode als "Blitz-Inti" aus guten Gründen höchst verpönt, und ebendiese haben alternative
Vorgehensweisen auf Lager, die ich anderen VZM-HalterInnen seither stattdessen empfehle.
Denn ihr erinnert euch: Vielzitzenmäuse sind doch einfach nur Weichfell-Zwergratten ;) , auch in dieser Hinsicht wollen sie also so behandelt werden.
Meine frühere Ansicht, VZM wären fallweise schwieriger zu vergesellschaften als Farbmäuse, nehme ich also zurück, schuld waren die haarsträubend falschen Methoden (die ich übrigens auch
bei anderen Arten, incl. Farbmäusen, inzwischen ablehne, und sie dank(t)en es mir mit besonders harmonischem Zusammenleben, bis hin zu 4er-Art-VG's).
- Proteinarme, vegane Ernährung scheint ihnen besser zu bekommen.
Zumindest habe ich den Eindruck von meiner so ernährten letzten Generation, einer Gruppe von 6 Vollböcken, die alle überdurchschnittlich alt wurden und (trotzdem) keinerlei Probleme mit
Papillomen hatten.
Umgekehrt munkelt man in Futtertierkreisen, dass (reichlich, tierische) Proteine Papillome zu fördern scheinen.
Schon seit Jahren ernähr(t)e ich alle Arten mit Fertigfutter, bevorzugt als Pellets oder Kroketten, und aktuell bevorzugt der Marke Vitakraft, und bin hochzufrieden. Auch in der Hinsicht habe
ich also ziemlich radikal umgedacht.
Sonst fällt mir nichts Nennenswertes ein.
Dass Exemplare die z.B. aus der Zweidimensionalität von Makrolonboxen stammen anfangs nochnicht ganz so geschickt sind, ist natürlich klar, gilt aber ganz genauso auch für sämtliche andere Arten.
Apropos...
- Untereinander überhaupt nicht vergesellschaftbar sein.
Das würde nämlich inzwischen "als heikel diskutiert", wäre gar eine "alte Sage", heißt es. Fragt sich nur mit wem die Autorin die "alte Sage" der Vergesellschaftbarkeit von
VZM "heikel diskutiert" haben will, denn so eine Aussage zu den sozialsten Mäusen der Welt ist mir im deutschsprachigen Raum zum Glück ansonsten nochnie untergekommen.
Etwas wie mangelnde Kompetenz oder/und Erfahrung ist jedenfalls ganz bestimmt nicht schuld am ausbleibenden VG-Erfolg, denn - ich zitiere - "Der Fehler sind die VZM"(!!)
Genau das meinte ich als ich von "fatalsten" Falschinformationen sprach. Denn da sich in jenem Forum wie gesagt bevorzugt AnfängerInnen tummeln die diese nicht gleich als solche erkennen,
musste ich dort zu meiner Verzweiflung z.B. schon mitlesen, wie ein betagtes VZM-Weibchen das seine letzte Freundin verloren hatte, nach entsprechender "Beratung" vollkommen ohne
jeglichen Grund nicht zu Artgenossinnen, sondern zu Farbmäusen "vergesellschaftet" wurde - (unter entsprechender "Beratung") auf dermaßen dilettantische Weise wohlgemerkt, dass das Tier seine
letzte Lebenszeit schreiend(!) neben(!) den es stressenden Farbmäusen verbringen musste.
Ich kann also im Sinne der Tiere nur wirklich dringend bitten, sich in kritischem Denken zu üben! (Tja, "kritisches Denken in Mäusekreisen" -
ein Thema dem ich wohl seiner Wichtigkeit wegen ohnehin demnächst einen Extra-Blogartikel widmen muss...)
sozial - sozialer - Vielzitzenmäuse
Ohne einander sind sie unvollständig.